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Jack Nicholson Jack Nicholson: Der Superstar lebt nach seinen eigenen Gesetzen

Von Nada Weigelt 20.04.2007, 12:29
Jack Nicholson steht am 5. März 2007 bei der Ankunft auf dem Roten Teppich vor der 78. Oscar-Verleihung in Hollywood. (Foto: dpa)
Jack Nicholson steht am 5. März 2007 bei der Ankunft auf dem Roten Teppich vor der 78. Oscar-Verleihung in Hollywood. (Foto: dpa) EPA

New York/Hollywood/dpa. - und eine Art Leitmotiv für sein Leben: Hollywoods Superstar, mit inzwischen drei Oscars und insgesamt zwölf Nominierungen, ist immer ein Mann geblieben, der nach seinen eigenen Gesetzen lebt - exzentrisch, unberechenbar und genial. Am Sonntag (22. April) feiert er seinen 70. Geburtstag.

«Bin ich zu alt für den Film? Manchmal ist mir so zumute», sinnierte er kürzlich ungewohnt nachdenklich, schob aber ganz schnell hinterher: «Ich will noch sehr lange vor der Kamera stehen.»

Dort kann sich der Megastar inzwischen herausnehmen, was er will.Seine jüngste Rolle als Mafiaboss in dem mit vier Oscarsausgezeichneten Erfolgsthriller «The Departed - Unter Feinden» vonMartin Scorsese wollte er nicht spielen, bis ihm freie Hand beimUmschreiben der Dialoge zugesichert wurde. «Ich spiele den Schurken,und ich wollte es mit ihm noch auf die Spitze treiben. Ich wollte,dass aus dem Schurken ein Monster wird.» Selbst am Set improvisierteer noch mitten im Dreh und überraschte mit immer neuen Kapriolen.«Wir waren froh, wenn er überhaupt im Raum blieb», verriet KameramannMichael Ballhaus später.

Seit seinem ersten großen Erfolg als alkoholsüchtiger RechtsanwaltGeorge Hanson im Kultfilm «Easy Rider» (1969) pflegt Nicholsonbewusst sein Image als Grenzgänger. Sein diabolisches Grinsen, seinkalter Sarkasmus und sein umwerfender Charme sind längst zu einemMarkenzeichen geworden - nicht zu vergessen die unverzichtbareBrille. «Mit meiner Sonnenbrille bin ich Jack Nicholson. Ohne sie binich dick und siebzig.» Auch im richtigen Leben macht der Cholerikerimmer wieder mit exzentrischen Aktionen von sich reden.

Zum gern gepflegten Machobild gehört auch, möglichst wenig übersich selbst zu verraten. Den großen Bruch in seinem Leben hat erdeshalb allenfalls kurz oder gar nicht kommentiert: Erst mit 37erfuhr er, dass seine angebliche Mutter, bei der er in New Jerseyaufwuchs, tatsächlich seine Großmutter war und seine ältere«Schwester» June in Wahrheit seine Mutter. Sie hatte ihn mit 16Jahren bekommen und der Großmutter in Pflege gegeben. Beide Frauenwaren zum Zeitpunkt der Enthüllung schon tot, den Vater wollteNicholson nicht kennen lernen. «Die Leute können es nicht verstehen,dass die Scharade mich nicht empört», sagte er einmal. «Aber wie sollich mich über etwas aufregen, das funktioniert hat?»

Gleichwohl dürfte diese Erfahrung sein Verhältnis zum weiblichenGeschlecht geprägt haben. Nicholson hat fünf Kinder von vier Frauen,die Ehe probierte er nur einmal aus, 1962 bis 1968 mitSchauspielkollegin Sandra Knight. Mit Anjelica Huston, Tochter vonUS-Regisseur John Huston, führte er 13 Jahre lang eine stürmische,wechselvolle Beziehung. Sie zerbrach endgültig, als er die besteFreundin seiner Tochter Jennifer, das Model Rebecca Broussard,schwängerte. Mit der Zeit wurden die Frauen immer jünger und dieSprüche immer lockerer. «Ich nehme nur Viagra, wenn ich mit mehr alseiner Frau zusammen bin», protzte er, oder: «Ich habe alle Frauengevögelt, ich habe alle Drogen probiert, und ich habe jeden Drinkgetrunken.»

Allerdings hat selbst ein Mann wie Nicholson einmal kleinangefangen. Nach der Highschool jobbte er 1955 zunächst als Hausbotein der Trickfilmabteilung von Metro-Goldwyn-Mayer und schlug sich mitDrehbüchern und kleineren Regiearbeiten, später mit einer Serie vonB-Movies durch. Erst nach «Easy Rider» ging es steil bergauf. Esfolgten Hits wie Roman Polanskis «Chinatown» (1974), Stanley Kubricks«The Shining» (1980) und «Die Ehre der Prizzis» (1985). Seine beidenweiteren Oscars nach dem «Kuckucksnest» erhielt er für seine Rolleals ehemaliger Astronaut und Säufer in «Zeit der Zärtlichkeit» (1983)und als hasserfüllter Stadtneurotiker in der sarkastischen Komödie«Besser geht's nicht» (1997).

Längst gehört Nicholson zu den bestbezahlten Schauspielern derWelt. Legendär ist sein Vertrag für die Rolle des Bösewichts Joker inder Comic-Verfilmung «Batman» (1989), die ihm rund 60 MillionenDollar (fast 45 Millionen Euro) eintrug. Andererseits unterstützt ergern unabhängige, kleinere Produktionen. So verlangte er etwa fürSean Penns «The Crossing Guard» (1995) nur die gewerkschaftlichvorgeschriebene Minimalgage von kaum 500 US-Dollar die Woche. «Wennich mitspiele, ist es eben kein kleiner Film mehr.»

Eine ganze neue Seite offenbarte der Altmeister 2001 in AlexanderPaynes Tragikomödie «About Schmidt», in der er ohne jede Eitelkeitauch die schwierigen und hässlichen Seiten des Alterns zeigt. Seinneuestes Projekt ist Bob Reiners Film «The Bucket List». Er spielteinen todkranken Mann, der mit einem zweiten Krebspatienten (MorganFreemann) aus der Klinik flieht, um letzte Dinge zu erledigen. Wegender laufenden Dreharbeiten erschien Nicholson bei der diesjährigenOscarverleihung im Februar mit kahlrasiertem Schädel. Selbst dieFotografen erkannten ihn zunächst nicht - für Nicholson einereichlich ungewohnte Erfahrung.