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Ingrid Noll Ingrid Noll: Mit Mord zum Erfolg

28.09.2010, 06:56
Die Krimi-Autorin Ingrid Noll (FOTO: DPA)
Die Krimi-Autorin Ingrid Noll (FOTO: DPA) dpa

Weinheim/dpa. - Sie morden mit Gift oder treiben Männer in denSelbstmord - die Frauen in den Büchern von Ingrid Noll bringenrichtig viel Umsatz. Männermordend hat es die Schriftstellerin, diean diesem Mittwoch (29. September) 75 Jahre alt wird, zurerfolgreichsten deutschen Krimiautorin gebracht. Vier ihrer Romanewurden verfilmt, einige in 26 Sprachen übersetzt. Für ihren Roman«Die Häupter meiner Lieben» erhielt Noll den renommierten Glauser-Preis. Dabei ist Mord für Noll gar nicht das Entscheidende ihrerBücher. «Mich interessiert, wie es zum Verbrechen kommt, wiesoaufgestaute Konflikte plötzlich ausbrechen», sagt sie.

Nolls Krimis sind nicht von der klassischen Art, in der einRevolver gezogen und der Fall schließlich gelöst wird. Ihre Heldinnenaus dem bürgerlichen Milieu töten subtiler mit Gift («DieApothekerin») oder drängen den Ehemann der Kollegin in den Selbstmord(«Das Kuckuckskind»). Die Strafverfolgung interessiert Noll nicht.«Ich will nicht verurteilen», sagt die Arzttochter, die ihre Kindheitin China verbrachte und im Alter von knapp 14 Jahren insNachkriegsdeutschland kam.

20 Jahre lang arbeitete sie in der Arztpraxis ihres Mannes mit,erledigte Schriftkram und zog drei Kinder groß. Zum Schreiben bliebda zunächst keine Zeit. «Aber Geschichten habe ich immer gernerzählt, Buchstaben waren immer meine Freunde und Zahlen meineFeinde», berichtet Noll, die als Gymnasiastin regelmäßig eine Fünf inMathematik kassierte.

Ihren ersten Krimi schrieb sie erst im Alter von 55 Jahren. DieInspiration für ihre Bücher holt sie sich im Alltag, wie sie ihn inihrem Wohnort im beschaulichen Weinheim an der Bergstraße erlebt oderbei einer Zugreise oder im Hotel: «Ich sehe ein Gesicht und überlegemir eine Geschichte. Es muss ein Mensch mit inneren Konflikten, miteiner kleinen Meise sein.»

In ihrem Ende August erschienenen Roman «Ehrenwort» nimmt eineFamilie den pflegebedürftigen Großvater zu sich. «Der knötterige alteMann ist zwar das Gegenteil meiner Mutter, aber ich konnte vieles ausmeiner eigenen Erfahrung in das Buch einbringen», sagt sie. VierJahre lang pflegte die Schriftstellerin ihre Mutter, die 106 Jahrealt wurde.

Ingrid Noll hat inzwischen zwölf Bücher geschrieben - und solangees ihr Spaß macht und sie gesund bleibt, will sie weitermachen: «Ichkann aber nicht garantieren, dass es bis 107 weitergeht, wie man esvon mir erwartet.»