Iggy Pop Iggy Pop: «Godfather of Punk» singt jetzt Chansons
Hamburg/dpa. - Der «Godfather of Punk» hatte genug von Punkbands, die «wie Idioten schreckliche Musik aus ihren Gitarren herausprügeln». Stattdessen hört der inzwischen 62-Jährige viel lieber Jazz. Vorbei die Zeit, als Iggy noch nackt durch Glassplitter robbte, sich mit Erdnussbutter beschmierte und «I Wanna Be Your Dog» brüllte.
Heute genießt er lieber ein gepflegtes Gläschen Bordeaux, schwimmt regelmäßig und praktiziert Tai Chi. Diese Entspanntheit findet auch ihren Widerhall auf dem exzeptionellen Album «Préliminaires», wo er mit tiefergelegter Stimme irgendwo zwischen Jacques Brel, Tom Waits und Nick Cave Schmachtfetzen wie «I Want To Go To The Beach» singt. Er habe schon immer ein «Faible» für Balladen gehabt, meint Iggy Pop, der seiner Neigung auf «Préliminaires» ungehemmt nachgibt.
Eine weitere Quelle der Inspiration des Stooges-Sängers war außerdem das Buch «Die Möglichkeit einer Insel» des französischen Romanciers Michel Houellebecq, dem große Stänkerer und Zänker unter den zeitgenössischen Autoren, dessen Lieblingssujet die trostlose und elende Welt mit Sex als letzter Obsession ist.
Das hat Iggy Pop gefallen, handelt «Die Möglichkeit einer Insel» doch von «Tod, Sex, dem Ende der Menschheit und einigem anderen lustigen Zeug. Ich habe das Buch mit größtem Vergnügen gelesen, als es erschien, und in meiner Vorstellung schuf ich Musik, die ich während der Lektüre des Buchs in meiner Seele hörte», meint der einst Wilde Mann des Rock'n'Roll.
Gute Gelegenheit also, mit dem verschrobenen Houellebecq in die Seele Iggys zu blicken, der auf «A Machine Of Loving» zudem einen ins Englische übersetzten Text des französischen Skandalautoren brummig als Spoken Poetry vertont hat.
Außerdem knüpft Iggy Pop auf «Préliminaires» an den 1969er-Stooges-Hits «I Wanna Be Your Dog» an. In der an Louis Armstrong erinnernden New-Orleans-Jazz-Nummer «King Of The Dogs» geht es laut Iggy Pop darum, «wie cool es ist, ein Hund zu sein und dass es das menschliche Leben um Längen übertrifft».
«Préliminaires» hat Iggy Pop sein exzellentes Album genannt. Wenn das nur das «Vorspiel» gewesen sein soll, was mag da wohl noch kommen? Da kommt eigentlich nur noch ein Duett mit Carla Bruni in Frage.