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Hollywood Hollywood: Holt Schmidtz Katze einen Oscar?

Von Katja Pausch und Andreas Hillger 24.02.2012, 19:15

Hollywood/MZ. - In der Nacht zum Montag hat der Stress ein Ende. Endlich. Dafür steigt bis dahin die Spannung immer mehr an: In wenigen Stunden werden Steffen Reuter, Marc-Daniel Dichant, Patrick Knippel und Leander Carell vom Filmkollektiv Schmidtz Katze wissen, ob sie Oscar-Preisträger sind. Immerhin bis zur Nominierung in der Kategorie "Ausländischer Film" hat es die Schmidtz-Katze-Produktion "In Darkness" schließlich geschafft.

Am Donnerstag ist nun auch Reuter in Los Angeles angekommen, wo Leander Carell schon seit Tagen die Werbetrommel rührt. Schließlich hat man als Produzent eines Oscar-nominierten Films sehr viel um die Ohren: Termine koordinieren, Empfänge und Treffen planen, Einladungen verschicken, Journalisten mit Material versorgen, Interviews geben... Immerhin sind - bei allem Party-Vergnügen in den nächsten Tagen - auch wichtige Treffen mit Geldgebern und Werbepartnern geplant; stehen ein Dinner mit dem US-Filmverleih, ein Symposium und ein festlicher Empfang an.

"Es ist fast so, als würden wir einen internationalen Kongress vorbereiten", beschreibt Reuter die Mischung aus Stress und Hoffnung in einer kurzen Pause zwischen zwei Meetings - eines am zweiten Firmensitz in Berlin, das nächste schon in L.A. Dorthin ist Reuter im Gegensatz zu Carell, der von seiner Freundin begleitet wird, allein gereist. "Zu viel Stress, da machen wir lieber später Urlaub - egal, ob wir den Oscar haben oder nicht."

Aber was bedeutet eigentlich "haben"? Falls "In Darkness" gewinnt, wird Agnieszka Holland, die polnische Regisseurin des Filmdramas, die 34 Zentimeter große, vier Kilogramm schwere und mit dünner Goldhaut überzogene Trophäe aus einem Nickel-Silber-Kupfer-Gemisch mit nach Hause nehmen. Und auch die Verleihung selbst werden Reuter und seine Kollegen nicht am Austragungsort der Oscar-Gala erleben. Nur vier Karten gibt es pro Team, und davon sind zwei schon vergeben. Stattdessen gibt es im Hotel "Sunset Marqui" in Hollywood eine Viewing-Party aller ausländischen Filmproduzenten-Teams, zu der neben "Pina"-Regisseur Wim Wenders auch die für Roland Emmerich tätige deutsche Kostümbildnerin Lisy Christl erwartet wird. Von dort wird man "wie eine große Familie" bei Champagner und Delikatessen die Verleihung verfolgen.

Für dieses Event haben sich die vier Herren, die in Deutschland noch drei Mitarbeiter beschäftigen, eigens mit Gala-tauglicher Bekleidung ausgestattet. Steffen Reuter hat seinen Smoking extra von einem Hamburger Schneider anfertigen lassen, auch Marc-Daniel Dichant ist inzwischen mit dem edlen Gewand bestückt. "Ich hoffe, ich kann meinen Smoking noch öfter gebrauchen", scherzt Reuter. Bislang fehlen noch die passenden Schuhe, aber auch dieses Problem wird der Produzent noch lösen. Und gewonnen oder nicht - wie wird denn nun gefeiert? "Natürlich wird es eine exklusive Champagner-Party geben - egal ob es klappt oder nicht", freut sich Steffen Reuter. Ohnehin fühlen sich die vier Schmidtz-Katze-Männer schon wie Sieger: Allein die Nominierung, so Reuter, "ist für uns wie ein Ritterschlag".

So sieht das auch Oliver Rittweger, der Pressesprecher der Mitteldeutschen Medienförderung MDM. "In Darkness" zählt schließlich zu jenen Projekten, die von der Filmförderungsanstalt seit 1998 mit insgesamt rund 160 Millionen Euro unterstützt worden sind. Und selbst wenn einige dieser Streifen bereits mit dem begehrtesten Filmpreis der Welt geehrt worden sind - so etwa Kate Winslet für "Der Vorleser" oder Christoph Waltz für "Inglorious Basterds" - steigt die Spannung beim Leipziger Team um Geschäftsführer Manfred Schmidt auch diesmal. Schließlich sind solche Auszeichnungen, zu denen sich zuletzt die silbernen Berlinale-Bären für "Just the Wind" und "Die Königin und der Leibarzt" gesellten, auch eine Bestätigung für die Geldgeber, zu denen neben den Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen auch der Mitteldeutsche Rundfunk und das ZDF gehören. In ihrem Auftrag vergibt die MDM die Fördermittel - mit der Auflage, dass die Summen in die Region zurückfließen. So sind in der Vergangenheit internationale Koproduktionen wie "Luther", der Cannes-Gewinner "Das weiße Band" oder "Ein russischer Sommer" entstanden - aber auch deutsche Produktionen wie "Die Päpstin", "Anderthalb Ritter" oder die halleschen Motionworks-Filme.

Als aktueller Hoffnungsträger gilt "Der Wolkenatlas" mit Tom Hanks, der ebenfalls von der MDM gefördert wurde. Dabei bietet das Institut mit seinen 20 Mitarbeitern Unterstützung von der Drehbuchentwicklung bis zum Verleih - ein Rundum-Sorglos-Paket, das anders als die früheren privaten Geldanleger in Hollywood längst nicht mehr als "dummes deutsches Geld" gilt. Wie klug diese Mittel investiert werden, beweist nun schließlich auch "In Darkness". Und darum wird man auch in Leipzig in der Nacht zum Montag mitfiebern, wenn es im Hollywood and Highland Center heißt: "And the Winner is ..."

Das Ehepaar Paulina (Maria Schrader, l.) und Ignacy Chiger (Herbert Knaup, 2.v.r.) mit Tochter Krystyna (Milla Bankowicz) in einer Szene des Films «In Darkness». Der Kriegsfilm «In Darkness» kam am 9. Februar 2012 in die deutschen Kinos. (FOTO: JASMIN M. DICHANT/SCHMIDTZ KATZE FILMKOLLEKTIV/NFP)
Das Ehepaar Paulina (Maria Schrader, l.) und Ignacy Chiger (Herbert Knaup, 2.v.r.) mit Tochter Krystyna (Milla Bankowicz) in einer Szene des Films «In Darkness». Der Kriegsfilm «In Darkness» kam am 9. Februar 2012 in die deutschen Kinos. (FOTO: JASMIN M. DICHANT/SCHMIDTZ KATZE FILMKOLLEKTIV/NFP)
dpa-Film