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Hollywood-Highlight «Sullivans Reisen» auf DVD

26.05.2008, 09:48

Hamburg/dpa. - Der erfolgreiche Hollywood-Regissseur John Sullivan (Joel McCrea) ist es leid, immer nur harmlose Komödien zu drehen. Er möchte endlich einen relevanten Film machen über die wahren sozialen Probleme seines Landes, und die sind immens.

Anfang der 1940er Jahre stecken die USA in der Depression, der Weltkrieg verdunkelt die Szenerie. Sullivan macht sich als Tramp verkleidet auf den Weg zu den «einfachen» Leuten, aber seine Studiochefs sehen die Sache eher als PR-Gag und verfolgen den verwöhnten Sullivan mit einem Luxus-Wohnwagen inklusive Butler und Koch. Wie soll der naive Sullivan jemals etwas erfahren über die Misere Amerikas? Eines Abends trifft er in einem Coffee-Shop mit nur 10 Cent in der Tasche eine arbeitslose Schauspielerin (Veronika Lake), und langsam begreift Sullivan, was es heißt, im Land der unbegrenzten Möglichen arm zu sein.

Regisseur Preston Sturges legte mit «Sullivans Reisen» 1941 eine meisterhafte Komödie vor, die traumwandlerisch sicher zwischen purem Slapstick, Satire auf die Traumfabrik und zu Herzen gehender Melodramatik irrlichtert. Dieses selten gespielte Highlight aus Hollywood großer Zeit liegt jetzt neu als DVD vor.

Gleich zu Anfang erlebt Sullivan eine haarsträubende Verfolgungsjagd mit dem Rennwagen eines Dreikäsehochs. In dem gleichen Tempo geht es weiter, aber die Tonlage wird düsterer. Nachdem Sullivan sich verliebt hat und das Leid der Obdachlosen und Hobos, der Güterwagentramps, kennengelernt hat, entschließt er sich zur Rückkehr nach Hollywood. Einmal will er noch Gutes tun, und wird bei dieser Gelegenheit überfallen, zu Unrecht als Mörder beschuldigt und zum Arbeitsdienst als Kettenhäftling in einer Plantage in den Südstaaten verurteilt. Jetzt hat er keine Entourage mehr, die ihn schützt.

Es geht darum, die Menschen in harten Zeiten zum Lachen zu bringen. Dies ist die Moral von Sturges' Film, die er selbst musterhaft einlöst. Der sozialkritische Roman, den Sullivan zu Beginn verfilmen wollte, heißt «O Brother, Where Art Thou»: Unter diesem Titel legten die Coen-Brüder sechzig Jahre später ihre schöne Südstaaten-Groteske über drei entlaufene Ketten-Sträflinge mit George Clooney und John Turturro vor. Sullivan lässt grüßen.

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