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Historiker Historiker: Werner Maser starb im Alter von 84 Jahren

06.04.2007, 17:20
Der Hitler-Forscher und Publizist Werner Maser ist im ALter von 84 jahren am frühen Donnerstagmorgen in einem Krankenhaus in Speyer gestorben. (Foto: dpa)
Der Hitler-Forscher und Publizist Werner Maser ist im ALter von 84 jahren am frühen Donnerstagmorgen in einem Krankenhaus in Speyer gestorben. (Foto: dpa) dpa

Speyer/dpa. - Der Hitler-Forscher, Zeithistoriker und Publizist Werner Maser ist tot. Der 84-Jährige sei am frühen Donnerstagmorgen in einem Krankenhaus in Speyer gestorben, teilte seine Familie amKarfreitag mit. Maser, der von den Hitler-Erben als Nachlass-Verwalter eingesetzt worden war, wurde international mit seinenVeröffentlichungen über Adolf Hitler, die NSDAP, das Dritte Reich und den Nürnberger Prozess bekannt. Sein Buch «Adolf Hitler. Legende - Mythos - Wirklichkeit» (1971) wurde in 22 Sprachen übersetzt und gilt als die am meisten aus dem Deutschen übertragene Hitler-Darstellungseiner Zeit. Teile seines umfangreichen Werks sind umstritten,darunter Passagen des Standardwerks über den Kriegsverbrecherprozess1945/46 («Nürnberg. Tribunal der Sieger»)

Maser entdeckte als Erster das einstige Hauptarchiv der NSDAP inden USA. Er fand die bis 1970 als verschollen gegoltenen Unterlagenaller Ärzte von Hitler aus der Zeit von 1905 bis 1945 und war dererste Historiker, der die 1983 veröffentlichten Hitler-Tagebücher alsFälschung bezeichnete und nachdrücklich eine Untersuchung desBundeskriminalamtes forderte. Sein Werk war vom akribischenZusammentragen von Fakten geprägt. Manche Erkenntnis sei das Ergebnisvon geradezu «aktendetektivischer» Gründlichkeit, hatte Maser gesagt.

Daneben befasste sich Maser auch mit den ReichspräsidentenFriedrich Ebert und Paul von Hindenburg. Er schrieb die ersteBiografie von Altkanzler Helmut Kohl (CDU), ein Bestseller («HelmutKohl. Der deutsche Kanzler, 1990), in dem die Bewunderung zumAusdruck kommt, dass Kohl die Wiedervereinigung nicht aus den Augenverlor.

Kontrovers wurde Masers Buch «Der Wortbruch. Hitler, Stalin undder Zweite Weltkrieg» diskutiert, in dem er die These aufstellt, dassDeutschland 1941 mit dem Anriff auf die Sowjetunion einemsowjetischen Erstschlag gegen das «Dritte Reich» nur um zwei Wochenzuvor gekommen sei. Umstritten war auch seine erste «politische»Biografie über den Schauspieler Heinrich George, mit dem er nach demZweiten Weltkrieg gemeinsam in einem sowjetischen Internieerungslagerbei Berlin saß.

Maser kam am 12. Juli 1922 als Sohn eines Landwirts undPferdezüchters in Ostpreußen zur Welt. Die Trakehner Pferdezuchtblieb neben der Kunst zeitlebens seine Liebhaberei. Nach dem Abiturleistete er 1941-1945 Kriegsdienst, zuletzt als Leutnant bei derInfanterie. Nach einem Jahr Kriegsgefangenschaft studierte er undpromovierte 1954 über «Die Organisierung der Führer-Legende».

Nach verschiedenen Tätigkeiten als Wissenschafts-Redakteurarbeitete Maser Anfang der 60er Jahren als Gutachter derBundesregierung für Fragen der politischen Jugendbildung. Er lehrtebis 1975 Geschichte und Völkerrecht an der Hochschule für Politik derUniversität München mit Schwerpunkt Hitler und Drittes Reich. NachGast-Professoren in Finnland und Japan lehrte er in den 90er Jahrenbis zu seiner Emeritierung 1994 an der Universität Halle-Wittenberg.Maser lebte zuletzt mit seiner zweiten Frau Inge in Speyer. Das Paarhat drei Kinder.