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Hintergrund Hintergrund: Mögliche Begegnung wird zur Wirklichkeit

Von Andreas Hillger 15.01.2007, 20:12

Halle/MZ. - Dass die mögliche Begegnung zwischen Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel tatsächlich nie stattgefunden hat, wollen die Verwalter des musikalischen Erbes nun vergessen machen: Ab sofort kooperieren die Händel-Festspiele Halle und das Bach-Fest Leipzig.

Nähe in Raum und Zeit

Dabei soll sich die räumliche wie zeitliche Nähe zum Vorteil für beide entwickeln. Die hallesche Festspiel-Direktorin Hanna John kündigt an, dass bereits in diesem Jahr ein gemeinsames Festspiel-Magazin als Beilage in großen britischen und italienischen Zeitungen geschaltet werden soll. Zugleich wird erstmals eine Reise angeboten, die das Finale in Halle mit dem Auftakt in Leipzig verknüpft - eine Offerte, bei der auch die Übernachtungen paritätisch auf Hotels an beiden Orten verteilt sind. Mit solchen touristischen Konzepten wollen die Barockfestspiele auch ihre Rolle im Regionen-Marketing stärken und für wechselseitigen Austausch ihres internationalen Publikums sorgen, das Händel bislang eher in Großbritannien und Bach vor allem in Japan findet. Zugleich soll die Attraktivität für wirtschaftliche Partner wie den Flughafen Leipzig / Halle oder für kreative Mitstreiter wie die Dreiländeranstalt Mitteldeutscher Rundfunk gesteigert werden.

Die wichtigste Voraussetzung einer solchen Zusammenarbeit ist bereits erfüllt: "Die Termine sind für mehrere Jahre im Voraus abgestimmt", sagt Dettloff Schwerdtfeger, Geschäftsführer des Leipziger Bach-Archivs. Und obwohl es bereits bei der Premiere in diesem Jahr eine Überschneidung zwischen Halle (31. Mai bis 10. Juni) und Leipzig (7. bis 17. Juni) gibt, fürchtet Hanna John keine Einbußen: Immerhin wird das zweite Händel-Wochenende traditionell von den heiteren Open-Air-Angeboten dominiert, während man deren direkte Konkurrenz "Bach on Air" in Leipzig erst später startet.

Wenn diese deutschlandweit einzigartige Verabredung bereits vor ihrer Premiere eine Sogwirkung entwickelt, kann das kaum verwundern: Immerhin treffen die beiden potentesten mitteldeutschen Barock-Feste aufeinander. Angesichts der Etats von 1,4 Millionen (Händel) bzw. 1,7 Millionen Euro (Bach) und der Auslastung von 46 000 bzw. 45 000 Besuchern entsteht eine Schwungmasse, von der sich auch andere Veranstalter wie das Magdeburger Telemann-Zentrum beeindrucken lassen.

Treffpunkt Lauchstädt

Dass man künstlerisch auch künftig auf scharf umrissene Profile setzt, soll Koproduktionen im übrigen nicht ausschließen. Das Goethe-Theater Bad Lauchstädt wäre laut Hanna John ein idealer Ort für einen gemeinsamen Programmpunkt. Ein neutraler Schauplatz mit großen Traditionen - an dem die "Mögliche Begegnung" bereits vor zehn Jahren mit großem Erfolg über die Bühne ging.