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Hermann Beil Hermann Beil: Ein Tortenbäcker im Hause Peymann

Von Christa Hasselhorst 08.08.2001, 15:19

Salzburg/MZ. - Hinter jedem guten Politikersteht eine starke Frau, hinter jedem erfolgreichenIntendanten ein guter Dramaturg. Bei ClausPeymann, dem Hausherrn des Berliner Ensembles,ist es seit 27 Jahren Hermann Beil, der 1941in Wien geboren wurde. Seinen 60. Geburtstagfeiert er am Donnerstag ausnahmsweise auf der Bühne:In Salzburg liest er aus dem Buch "WeltkomödieÖsterreich" über Peymanns Burgtheater-Ära.

Ein gegensätzlicheres Gespann als Beil undPeymann ist kaum vorstellbar: der eine introvertiert,distinguiert, der andere lebhaft, aufbrausend.Eitel sind sie beide, der eine auf subtil-sympathischeArt, der andere manchmal großkotzig wie einkleiner Junge. Bei Pressekonferenzen sitztBeil meist schweigsam, gibt höchstens malein Stichwort. Doch täuscht diese Inszenierungdarüber hinweg, dass Beil der kluge, wennnicht klügere Kopf ist. Ein Paar, das sichsymbiotisch ergänzt - und bis heute auf dem"Sie" beharrt.

Warum Hermann Beil dem Zampano all die Jahregefolgt ist, von Stuttgart, Bochum und Wienbis nach Berlin? "Ja, der Peymann ist dochmir gefolgt!" sagt er mit großen Augen hinterder kreisrunden Brille, die grauen Lockenwippen mit vor Verwunderung. Angefangen hatalles 1974 bei einer ersten Arbeit in Stuttgart,"das war so ein Urknall" und seitdem ist beiihm bis heute Neugierde und Lust geblieben,"zusammen etwas zu meistern". Die Basis dieserArbeits-Ehe seien "Grundvertrauen und eingemeinsames Prinzip".

Seine Harmoniesucht verband Beil, der nichtsvom Nimbus seiner weltschmerzverliebten Künstlerkollegenhat, mit einer Passion: Tortenbacken. DieseTätigkeit soll schon ganze Inszenierungenvor der Katastrophe gerettet haben. BeilsKüchenkünste sind berühmt und zu Anekdotennobilitiert, die Schönste ist jene, als beieiner Probe Hans Neuenfels die von Beil präsentierteVersöhnungstorte wutentbrannt zu Boden klatschte.

Als Zuckerbäcker Autodidakt, hat Hermann Beilsein Dramaturgen-Handwerk am Schauspiel inFrankfurt, dann als Chefdramaturg in Baselgelernt. Stuttgart, Bochum und Wien warenStationen, wo er auch in die Direktion eingebundenwar. "Am Berliner Ensemble bin ich jetzt eherkünstlerischer Mitarbeiter", er will mehrseinen Interessen nachgehen, Lesungen inszenierenund selbst auftreten. In Salzburg leitet erseit Jahren die Reihe "Dichter zu Gast".

Angebote, selbst als Intendant ein Theaterzu übernehmen, hat Hermann Beil abgelehnt.Ein Getreuer, ein Diener der Kunst, aber nichteines Herren. Für Peymann eine Versöhnungstortebacken? "Niemals", sagt er sehr energisch.