Henry Büttner zum 75. Henry Büttner zum 75.: HB-Männer lassen um die Ecke lachen
Halle/MZ. - Willst du was gelten, mache dich selten. Dieser misanthropischen Marketingstrategie folgt Henry Büttner streng. Hierzulande seit fast einem halben Jahrhundert (seine erste "Eulenspiegel"-Zeichnung erschien 1954) einer der populärsten Karikaturisten, lebt der Meister des karg-skurrilen Strichs seit je im neuerdings nach Chemnitz eingemeindeten Wittgensdorf, wo er am 13. November vor 75 Jahren geboren wurde. Und diesen traulichen Ort auch nur zeitweise zu verlassen, hat er tunlichst vermieden. Schon gar nicht zu solch überflüssigen Anlässen wie Ausstellungen und Ehrungen.
In aller Stille, nur mit Frau, Kindern und Enkeln, will er denn auch seinen Jubeltag begehen, ließ der so scheue wie fleißige Zeichner verlauten. Täglich drei Karikaturen - das war sein legendäres, selbst gestelltes Soll. So kamen im Laufe der Jahrzehnte über 21000 seiner charakteristischen Blätter zusammen. Diese zumeist wortlosen Witze mit rechteckigen Typen und einem Humor, der ebenfalls vornehmlich um die Ecke denkt, haben nach wie vor eine riesige Fan-Gemeinde. Obwohl Henry Büttner nach eigenen Angaben schon seit Jahren nicht mehr zeichnet und sich in seinem hinter Tannen und Lebensbäumen versteckten Häuschen mit Garten genüsslich vor allem der Lektüre widmet: Thomas Mann, Knut Hamsun oder jüngst eine Albert Einstein-Biografie. Der gefällt ihm als Mensch, weil "erstaunlich uneitel und geistig unabhängig".
Ein Bruder im Geiste also des einsiedlerischen Spaßproduzenten, dessen Beschäftigungs-Ideal schon in jungen Jahren lautete: Irgend etwas tun, wobei er hübsch zu Hause bleiben, ein wenig Geld damit verdienen und ansonsten der Muse frönen könnte. Ein Kollege brachte den gelernten Plakatmaler und Dekorateur bei der HO Karl-Marx-Stadt auf die Idee mit den Comics. Das war 1953 und hat erstaunlicherweise auch unter DDR-Bedingungen vorzüglich funktioniert.
Trotz oder gerade wegen des eher spröden statt vordergründigen Büttnerschen Witzes waren und sind die HB-Männchen (und -Weibchen) gefragt und begehrt. Ganz nebenbei hat er noch dreißig Bücher damit gefüllt, zuletzt "Männer sind auch Menschen" im Eulenspiegel Verlag. Der scheue Jubilar indes wird es auch weiterhin mit Schopenhauer halten, von dem er einmal zitierte, "dass ein Mensch, der an sich selbst genug hat, keinen anderen Menschen braucht."