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Hellmuth Matiasek wird 75 Hellmuth Matiasek wird 75: Tradition und Moderne

09.05.2006, 08:26

München/dpa. - Dergebürtige Wiener hat als Regisseur wie als Theaterleiter seineFantasie stets in den Dienst des Werkes gestellt und damit seinEnsemble ebenso wie sein Publikum überzeugt. Matiasek macht Theater«von klarer Logik für den Zuschauer», wie einmal der früherebayerische Kunstminister Hans Zehetmair (CSU) in einer Würdigungschrieb.

Mit Verdis letzter Oper «Falstaff» hatte Matiasek vor zehn JahrenAbschied von «seinem» Gärtnerplatztheater genommen. Doch der Eintrittin das Rentenalter entpuppte sich für den Theatermann als «rastloserRuhestand». Neben einer Reihe freier Regiearbeiten sprang Matiasekzwischenzeitlich für den zu den Salzburger Festspielen abgewandertenPeter Ruzicka als Präsident der Bayerischen Theaterakademie ein. AuchMatiaseks Heimatstadt wollte auf seine immense Theatererfahrung nichtverzichten und berief ihn in den Aufsichtsrat der ÖsterreichischenBundestheater.

Für Matiasek ist die Privatisierung der dortigen Bundestheater einErfolgsmodell. «Die weitgehende finanzielle Selbstständigkeit und diegemeinsam betriebenen Werkstätten haben den Theatern gut getan», sagter zu den Diskussionen über eine öffentliche Kulturförderung inDeutschland. «Wir sollten das Modell auch für Deutschland beobachtenund prüfen.» Matiasek weiß, wovon er spricht. Der Schüler AugustEverdings hat 1962 als damals jüngster Intendant im deutschsprachigenRaum das Salzburger Landestheater übernommen. Bevor er 1983 nachMünchen wechselte, war er vier Jahre Generalintendant in Wuppertal.

Sein Handwerk hat der auf einem alten Hof im Inntal lebende undmit einer Arbeit über «Die Komik der Clowns» promovierte Wahlbayervon der Pike auf gelernt. Bereits als junger Mann machte er mit demvon ihm gegründeten Kellertheater «kaleidoskop» auf sich aufmerksam.Daneben engagierte sich Matiasek, der mit der Schauspielerin CorneliaFroboess verheiratet ist, auch in der Nachwuchs- und Gremienarbeit,zuletzt als Vorsitzender der Intendantengruppe. Von 1972 bis 1979 warMatiasek zudem Direktor der Otto-Falckenberg-Schule in München, eineder renommiertesten Ausbildungsstätten Deutschlands. «Ich hatte immeretwas geleitet, schon als Schüler», sagte er einmal in einemInterview.

Nachwuchsförderung im weitesten Sinne betreibt Matiasek auch aufdem «heiligen Berg» in Andechs am Ammersee. In einem umgebautenHeustadel des Klosters Andechs leitet er die Orff-Festspiele, für dieer in diesem Jahr eine neue «Bernauerin» inszeniert. «Die Festspielesind auch ein Sprungbrett für den Nachwuchs», sagt Matiasek, der imNovember vergangenen Jahres in Bremen mit großem Erfolg Franz Lehárs«Lustige Witwe» inszeniert hat.

Seinen Geburtstag will der Jubilar ganz allein mit seiner Fraufeiern - «selbst die Kinder wissen nicht, wo wir sind». Ansonstenteile er sich die Zeit heute schon anders ein als früher,«schließlich bin ich inzwischen zweifacher Großvater».