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Heilbronn Heilbronn: Schauspieldirektor Quintana darf trotz Stasi-Verdachts bleiben

28.10.2008, 15:57

Heilbronn/Berlin/dpa. - «Die Entscheidung, zuihm zu stehen, ist endgültig», sagte Axel Vornam, Intendant desStadttheaters Heilbronn, am Dienstag der Deutschen Presse-Agenturdpa. Er verwies auf die Unterlagen, die Quintana ihnen zur Verfügunggestellt habe. Diese würden nicht belegen, dass der 1951 geboreneExil-Chilene zwischen 1978 und 1982 in der DDR seine Landsleutebespitzelt haben soll. Auch ein Sprecher der Stadt erklärte, dasVertrauen in Quintana sei durch die Akten nicht erschüttert. DieEntscheidung für den Regisseur sei «unumstößlich».

Intendant Vornam erklärte, der Vorwurf der Stasi-Unterlagenbehörde, Quintana habe wissentlich und willentlich mit demDDR-Ministerium für Staatssicherheit (MfS) zusammengearbeitet, besagelediglich, dass Gespräche geführt worden seien. Inhaltliche Aussagenüber die Gespräche würden damit nicht getroffen. Das bestätigte eineSprecherin der Birthler-Behörde in Berlin: «Es ist eineStandardformel, die besagt, dass es Kontakte gab.» Die Inhaltemüssten andere Stellen nach Akteneinsicht bewerten. Und da sehenVornam und die Stadt Heilbronn keinen Grund, Quintana zu misstrauen.

Die Affäre war vor etwa einem Monat nach einem Bericht der«Stuttgarter Zeitung» hochgekocht. Damals hatte der zuständigeSachbearbeiter in der Birthler-Behörde dem Blatt gesagt, man sei der«felsenfesten Überzeugung», dass Quintana inoffizieller Mitarbeiter(IM) gewesen sei. Der Regisseur könne «eindeutig nicht» vorbringen,dass er bei zwangsläufigen berufsbedingten Kontakten abgeschöpftworden sei.

Quintana, der 1974 nach dem Militärputsch gegen den damaligenchilenischen Präsidenten Salvador Allende in die DDR geflüchtet war,soll nach Angaben der Birthler-Behörde zunächst unter dem Decknamen«Lautaro» und später als «Juan» der Stasi zugearbeitet zu haben.Quintana dagegen betonte von Anfang an, dass ihm nicht bekannt war,als IM geführt worden zu sein, und dass er erst aus der Presse vonden Decknamen erfahren habe.

Sein Anwalt hatte am Montag erklärt, dass es in der Akte an keinerStelle einen Hinweis darauf gebe, dass Quintana «jemals seinEinverständnis zu einer inoffiziellen Mitarbeit gegeben hätte».Quintana räumte zwar ein, dass er «aus Anstand» und Dankbarkeit mitdem Ministerium des Landes gesprochen habe, das ihm und seinerFamilie Zuflucht gewährte. Aber aus genau dem gleichen Anstand habeer die Gespräche, «die mir zunehmend unbehaglich wurden», 1980 wiederbeendet. Die Gesprächsnotizen seien widersprüchlich und lügnerisch.Der Anwalt hob hervor, dass das MfS im Abschlussbericht von 1982 dannauch von einer «nicht befriedigenden inoffiziellen Mitarbeit»gesprochen habe.

Dass sich Quintana «aktiv dem Versuch entzogen» habe, als IMbenutzt zu werden, würdigte Theaterintendant Vornam. «Dies verdientmeinen Respekt.» Man müsse die besondere Geschichte von AlejandroQuintana als politischer Emigrant in der DDR sehen, und dürfe denFall nicht pauschalisieren. «Das erwarte ich jetzt auch von anderen»,sagte er.