Hauptstadt Hauptstadt: Letzter Vorhang für das alte Metropol-Theater

Berlin/dpa. - Mit dem Beschluss des Berliner Senats, das seit 1997 geschlossene Metropol-Theater zum Verkauf auszuschreiben, fällt vermutlich der allerletzte Vorhang in dem traditionsreichen Operetten-, Musical- und Revuetheater. Auch ein Abriss des zerfallenden Gebäudes auf dem Filetgrundstück an der Friedrichstraße wird angesichts des immer größer werdenden Sanierungsbedarfs nicht mehr ausgeschlossen. Aber nie wieder wird es das alte Metropol-Theater in seiner alten Form mehr geben.
Der letzte Interessent - die Stage Holding - war wieder abgesprungen, um sich den attraktiveren Musical-Häusern am Potsdamer Platz und dem Theater des Westens am Bahnhof Zoo zuzuwenden. Auf der «Kampfstrecke» der Berliner Theater-, Finanz- und Kulturpolitik liegt auch schon das 1993 als Staatsschauspiel geschlossene Schiller-Theater. Die Fusion von zwei der drei Opernhäuser der Hauptstadt ist die nächste «Strafandrohung» des Finanzsenators Thilo Sarrazin (SPD), falls die von seinem Kulturkollegen im Senat, Thomas Flierl (PDS), angestrebte Opern-Strukturreform nicht mit den erhofften Bundeszuschüssen angestoßen wird.
Das Metropol-Theater blickt auf eine wechselvolle Vergangenheit zurück und ist untrennbar mit dem davor liegenden Admiralspalast verbunden, von dem auch noch historische Fassaden mit expressionistischen Bögen und Girlanden, exotischen Tieren, nackten Frauen und Meerestieren aus Keramik erhalten sind. Vielleicht schließt ein künftiger Investor auch wieder an alte Zeiten an: 1873 wurde an dieser Stelle ein «Admiralsgartenbad» errichtet, das 1910 zu einem Vergnügungszentrum mit Eislaufhalle, dem neuartigen Kino und Römischen Bädern umgebaut wurde. 1923 folgte der nächste Umbau zum 2200 Plätze fassenden Revuetheater mit den Auftritten der legendären Haller-Girls.
Nach dem Krieg fand in dem während der Teilung der Stadt in Ost- Berlin liegenden Admiralspalast im April 1946 der Vereinigungsparteitag der KPD mit der Ost-SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) statt. Bis 1955 fand hier die Staatsoper Zuflucht, bis sie 1955 in das wiederaufgebaute Stammhaus Unter den Linden zurückkehren konnte. Danach zog das Ensemble des zerstörten Metropol-Theaters in den Admiralspalast ein und etablierte hier jahrzehntelang eine gut florierendes Operetten- und Musicalbühne. Sie war in dieser Zeit die letzte Repertoire-Bühne in Deutschland, die Operette ständig auf dem Spielplan hatte.
Nach dem Fall der Mauer gab es ein kurzes und glückloses Zwischenspiel mit dem Wagner-Tenor René Kollo als Intendant, der zwar auch selbst auf der Operettenbühne stand («Immer nur lächeln»), aber die Insolvenz im Sommer 1997 nicht aufhalten konnte. Er sparte später nicht mit harten Worten über die Berliner Kulturpolitik, die seinerzeit jedes Jahr aufs Neue die baldige Wiedereröffnung des Metropol-Theaters präsentierte, allerdings auch immer wieder Investoren, die wieder absprangen.
Kollo warf dem Senat vor, im Grunde schon damals nur einen «ertragsmaximalen» Verkauf des profitablen City-Grundstücks geplant zu haben. Kollo wiederum wurde vorgeworfen, mit den öffentlichen Zuschüssen nicht richtig gewirtschaftet zu haben. Denn eins ist klar, wie die Berliner Kulturverwaltung betont: «Ein Musicaltheater mit öffentlichem Geld wird es nicht mehr geben.» Kollo schüttelt den Kopf: «Es ist unglaublich, was da jetzt passiert mit dem wohl geplanten Abriss. Eine solche historische Stätte der Berliner Unterhaltungskultur kann man doch nicht einfach dem Verfall preisgeben.»