Hamburg Hamburg: Gregor Schneiders schwarzer Kubus ist umstritten

Hamburg/dpa. - Der Künstler GregorSchneider aus Rheydt (Nordrhein-Westfalen) errichtet auf dem Plateauzwischen dem historischen Gründungsbau der Kunsthalle und der Galerieder Gegenwart einen 14 Meter hohen und 13 Meter breiten schwarzenKubus, der an das größte Heiligtum des Islam, die Kaaba in Mekka,
erinnert. Die Skulptur ist Teil der Ausstellung «Das schwarze Quadrat- Hommage an Malewitsch», die am 23. März eröffnet wird. DieKunstbiennale in Venedig (2005) und der Hamburger Bahnhof in Berlin(2006) hatten das Projekt «aus politischen Bedenken» abgelehnt.
Das Verbot und die hitzigen Diskussionen, die darauf folgten, kannder Künstler, der sich in seinen Arbeiten vor allem mit Räumenauseinander setzt, bis heute nicht verstehen. «Die Kaaba in Mekka istfür mich eines der geheimnisvollsten, schönsten und faszinierendstenBauwerke der Menschheit», sagte Schneider in einem dpa-Gespräch.Seine Skulptur beziehe sich auf die Kaaba und sei durch sieinspiriert, stehe aber auch in Zusammenhang mit seinen bisherigenArbeiten und der modernen westlichen Kunst. «Das Wunderbare ist doch,dass es sich um eine universelle Form handelt, die frei ist für alleInterpretationen», sagte Schneider, der 2001 die Biennale in Venediggewann. Sie feiere den Islam, erinnere aber auch an die modernewestliche Kunst - von Malewitsch über Christo bis Ungers.
Der neue Direktor der Hamburger Kunsthalle, Hubertus Gaßner, warvon dem Projekt von Anfang an begeistert: «Der Würfel ist eineHommage an das "Schwarze Quadrat" und kann so den Dialog der Kulturenfördern», verkündete er im März 2006. Bedenken, das Kunstwerk zurealisieren, hatte er keine. Für ihn kann der Würfel sogar zu einem«Mahnmal der Toleranz» werden. Um eventuellen Protesten gleich imVorfeld zu begegnen, wurde die Ausstellung gemeinsam mit Vertreternder Stadt und der muslimischen Gemeinden vorbereitet. Und die hattennichts gegen den Kubus einzuwenden. «Es ist nicht verboten, die Kaabadarzustellen. Es gibt Darstellungen in Hülle und Fülle», hattebereits 2005 der damalige Vorsitzende des Zentralrats der Muslime,Nadeem Elyas, betont.
«In Venedig und Berlin wurde der Kubus verboten, ohne dass dieVerantwortlichen mit einem einzigen Moslem gesprochen haben», sagteSchneider. In der weltoffenen Hansestadt sei die Kritik bisherausgeblieben. Im Gegenteil: Immer wieder betonen die Vertreter derMuslime, wie Anfang Februar bei einer Podiumsdiskussion mit demKünstler in der Kunsthalle, dass sie nichts gegen das Kunstwerkeinzuwenden hätten. Ahmet Yazici, Vertreter des Bündnissesislamischer Gemeinden Norddeutschlands, sprach sogar davon, dass sichdie Muslime «nicht nur gebauchpinselt, sondern wirklich verstanden»fühlen könnten. «Ich habe noch nie von Muslimen eine Aussage gehört,dass sie den Kubus schlecht finden.»
Vielleicht würden sogar viele Muslime die Ausstellung besuchen,quasi als Vorbereitung auf eine Pilger-Fahrt nach Mekka. Tausende vonHamburgern werden zudem jeden Tag mit dem Auto auf der vielbefahrenen Hauptstraße an dem schwarzen Kubus vorbeifahren. Trotzdembleibt auch in der Hansestadt die Angst vor unvorhersehbarenEreignissen. «Eine Skulptur im öffentlichen Raum ist grundsätzlichverletzlich», gibt auch Schneider zu. Deshalb will er vor Beginn derAusstellung nochmals die umliegenden Moscheen im Stadtteil St. Georgbesuchen. «Hier in Hamburg kommt der Kubus in 2007 an. Hier haben wirAssoziationen bis zur Döner-Bude um die Ecke.»