Kunst macht mobil Halle: Kunst macht mobil: So viele Künstler, so wenig Ausstellungsmöglichkeiten

Hale (Saale) - Man kann diese Idee natürlich auch verrückt finden. Oder genial. Oder schlicht das Einfache darin erkennen, das oft nur deshalb so schwer zu machen ist, weil die meisten glauben, dass es sowieso nicht funktionieren wird. Was zu beweisen war: Es ist alles belämmert. So wird es auch immer bleiben. Wenn aber schon nichts läuft, kann wenigstens weiter gebarmt werden. In weichem Moll. Und jeder bleibt dabei auf seinem Sofa hocken.
Eine knappe Zustandsbeschreibung gesellschaftlicher Zustände, leicht zugespitzt. Sie trifft im konkreten Fall auf die Kunstszene zu, besonders in großen Städten. Und erst recht in Halle, wo die „Burg“ jährlich neue Absolventen produziert, die auf den übersichtlichen Markt der Möglichkeiten drängen. Konkurrenz belebt zwar das Geschäft, wie man weiß. Aber wo nicht viel los ist mit dem Geschäft, fällt dessen Belebung entsprechend übersichtlich aus. Zumal es ja auch Ältere und nicht mehr ganz Junge unter den Künstlern gibt.
Kunst in Halle: Warten auf den Nachruhm?
Soll man also abwarten und auf den Nachruhm hoffen, wie er Klimt zuteil wird, dem Jugendstil-Helden?, haben sich der hallesche Maler Lutz Bolldorf und ein paar Mitbeschwörer ironisch gefragt. Die Antwort lag nahe: Sie wollen ihre Arbeiten lieber jetzt zeigen und ins Gespräch kommen mit einem neugierigen Publikum.
So unwahrscheinlich ist das nicht. Bolldorf selbst sind Ausgang des Sommers, zu seinem 65. Geburtstag, zwei viel beachtete Ausstellungen in Halle ausgerichtet worden. Und Bolldorfs Kollege Rüdiger Giebler kommt gemeinsam mit seinem Freund Moritz Götze auf ihrer gemeinsamen, unendlichen Grand Tour auch ganz ordentlich um die Häuser. Bis nach Australien hat es sie dabei schon verschlagen.
06112 Halle, Gutenbergstr. 20,
Eröffnung am 10. November um 14 Uhr
Mag sein, dass gerade die genossene Aufmerksamkeit der Stachel im Fleisch gewesen ist - so, als hätten Bolldorf & Co. sich nun gesagt: Eine Kunstschau nach eigener Fasson muss doch auch selbst zu bewerkstelligen sein!
Also taten sie. Die Idee einer Studiogalerie, in der einer der Beteiligten jeweils als Kurator das Sagen hat, war in der Welt. Und auch einen Ort gab es schon bald, der zwar ungewöhnlich - aber gerade deshalb von großem Reiz ist: eine Kraftwagenhalle bei Auto Alder in der Gutenbergstraße. Günstig, wenn auch ein wenig versteckt gelegen zwischen dem halleschen Hauptbahnhof, Thüringer Bahnhof und Amtsgericht.
Zwischen Hauptbahnhof und Amtsgericht: Stille Gegend mit Potenzial
In dieser stillen Gegend vermutet man einstweilen eher Dornröschen, aber die Investoren werden vielleicht schon mit den Hufen scharren, ob man das Quartier nicht zur Boomtown aufrüsten kann. Jetzt aber soll dort, im charmanten Technik-Ambiente mit wunderbarem Oberlicht, erst einmal die Kunst das Sagen haben. Fortsetzung folgt.
Das heißt, nach Bolldorf, der das erste Zugpferd war, könnte ein nächster übernehmen. Auch ist das Ganze ohnehin nicht statisch gedacht, Bilder und Plastiken, die als erste zu sehen sind, könnten einzeln oder in Gruppen gegen die Werke anderer Künstler ausgetauscht werden. Immer vorausgesetzt, das Publikum kommt zur Kunst. Was in Berlin oder Leipzig sofort ein „hipper“ Ort genannt werden würde, muss sich in Halle erst noch bekannt machen. Unmöglich erscheint das jedenfalls nicht.
Zur Eröffnung an diesem Samstag werden Arbeiten von Oliver Bekiersz, Christine Bergmann, Thomas Blase, Lutz Bolldorf, Carl-Heinz Dietel, Andreas Freyer, Rüdiger Giebler, Anja Nürnberg, Charlott Szukala und Anke Tippelt gezeigt. Getränke, etwas zu essen und Musik gibt es auch, melden die Organisatoren. (mz)