Ground Zero Ground Zero: Neun Meter tiefe Bassins sollen an Terroropfer erinnern

New York/dpa. - Wo einst die Zwillingstürme des World TradeCenters 411 Meter hoch aufragten, sollen künftig zwei neun Meter inder Tiefe liegende Wasserbassins an die Opfer der Terroranschläge vom11. September erinnern. Die Namen aller Toten werden in eineSteinbrüstung eingraviert, von der die Becken eingerahmt werden. Einentsprechender Entwurf des Architekten Michael Arad und desLandschaftsgestalters Peter Walker wurde in New York von einer 13Mitglieder umfassenden Jury als Sieger des internationalenWettbewerbs für die Gestaltung der Gedenkstätte am Ground Zeroauserkoren.
Die Denkmalanlage mit dem Namen «Reflecting Absence» (etwa:Reflexion des Abwesenden) setzte sich in einem acht Monate währendenAuswahlprozess gegen acht Entwürfe durch, die in die engere Wahlgekommen waren. Genau 5201 Vorschläge aus aller Welt waren für denWettbewerb eingereicht worden.
Der Entwurf von Arad und Walker habe durch seine «schlichteDarstellung der Fußspuren des World Trade Centers» überzeugt,erklärte der Jury-Vorsitzende Vartan Gregorian am Dienstagabend(Ortszeit) nach einer Marathonsitzung des Auswahlkomitees. AradsGestaltung veranschauliche am besten die «klaffende Lücke», die vonden Zwillingstürmen hinterlassen worden sei.
Die Gedenkstätte soll die etwa 3000 Opfer der Anschläge in NewYork, Washington und Pennsylvania am 11. September 2001 sowie diesechs Toten des Bombenanschlags auf das World Trade Center am 26.Februar 1993 ehren. Die Namen jedes einzelnen Toten werden - ähnlichwie beim Vietnam Memorial in Washington - auf der umgebenden Mauer zulesen sein.
Die beiden Pools, deren Ausmaße den Grundrissen der WTC-Türmeentsprechen, werden durch Gänge verbunden sein. In einer Nischekönnen Besucher Blumen und Kerzen aufstellen. Allein den Angehörigender Opfer wird der Zutritt zu einer Kammer gestattet sein, in der dienicht identifizierten Leichenreste der Opfer des Anschlags auf dasWorld Trade Center beigesetzt werden.
«Ich bin völlig überwältigt», sagte der in Israel geboreneArchitekt Arad, der bei der New Yorker Baubehörde arbeitet. «Ichwerde mein Bestes geben, um den nun vor mir liegenden Anforderungengerecht zu werden.» New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, derebenso wie der Wettbewerbssieger Jude ist, erklärte, er sei stolzdarauf, dass ein Angestellter der Stadt gewonnen hat.
Die Reaktionen der Öffentlichkeit auf die Jury-Entscheidung warengemischt. Echte Begeisterung äußerte erwartungsgemäß niemand: Bereitsnach der Auswahl der acht Finalisten war besonders vonHinterbliebenen der Terroropfer kritisiert worden, dass die Entwürfe«schematisch» und «gefühllos» wirkten. Bei einem so sensiblen Themaund bei mehr als 5200 Entwürfen sei es «unmöglich, es allen Leutenrecht zu machen», sagte hingegen Bloomberg.
«Wir sind enttäuscht, dass unsere Bedenken kaum beachtet wurden»,erklärte Anthony Gardner, Sprecher des Hinterbliebenen-Verbandes«Coalition of 9/11 Families». Tom Rogers, der Vater eines bei denAnschlägen umgekommenen Flugbegleiters, sagte hingegen: «Das KonzeptArads ermöglicht es den Menschen besser als die anderen, an einem Ortdes ehrfürchtigen Gedenkens zusammenzukommen.»
Der Architekt Daniel Libeskind, der den Wettbewerb für den Baueines neuen World Trade Centers gewonnen hatte, begrüßte die Jury-Entscheidung. Arads Darstellung einer Leere als Symbol des Verlustesstelle eine «bedeutungsvolle Verbindung» zu den umliegenden Bautenher. Die Vorstellungen seien mit seinem Entwurf durchaus baulichvereinbar.
Aus dem neuen Gebäudekomplex am Ground Zero wird der von Libeskindentworfene hohe Freedom Tower herausragen - mit exakt 1776 Fuß Höhe(knapp 542 rpt 542 Meter), eine symbolische Reverenz an dasGründungsjahr der USA. Die Hochhäuser werden um dieFundamentgrundrisse der WTC- Zwillingstürme herum gebaut. Der Platzrings um die «Fußspuren» des alten WTC war eigens für die Gestaltungeiner Gedenkstätte frei gehalten worden.
Zur Jury gehörte die Architektin Maya Lin, die in Washington dasVietnamkriegsdenkmal gestaltet hatte. Ihr Einsatz für den Arad-Entwurf habe bei der zwölf Stunden dauernden entscheidenden Sitzungder Jury in der Residenz Bürgermeisters Bloombergs den Ausschlaggegeben, hieß es am Mittwoch in informierten Kreisen. Zudem sei derArad-Entwurf bautechnisch leichter umsetzbar als andereVorstellungen.
