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Großbritannien Großbritannien: Desmond Dekker ist tot

Von Christoph Sator 26.05.2006, 11:38

London/dpa. - Den Song über Desmond undMolly, die sich verlieben, heiraten und Kinder kriegen, schrieb PaulMcCartney im Juli 1968. Vorbild für den männlichen Part in derBeziehung war ein unbekannter Musiker aus Jamaika, der ein Jahrspäter mit «The Israelites» selbst einen Welthit landen sollte. Jetztist Desmond Dekker mit 64 Jahren nach einem Herzinfarkt gestorben.

Dekker - mit richtigem Namen Desmond Adolphus Dacres - war dererste große Pop-Star aus Jamaika, als Namen wie Bob Marley oder JimmyCliff noch keinem etwas sagten. Die ersten kleineren Hits hatte erMitte der 60er Jahre in seiner karibischen Heimat. Zu Beginn seinerLaufbahn war seine Musik bieder und brav. Mit Anfang 20 sang Dekker,der schon als Teenager beide Eltern verloren hatte, Titel wie «HonourYour Father and Mother» («Du sollst Vater und Mutter ehren»).

Erst im Laufe der 60er Jahre wurde Dekker politischer. Er zognach England, hatte dort mit dem von James Bond inspirierten Stück«007 (Shanty Town)» den ersten Erfolg. Der internationale Durchbruchgelang ihm 1969 mit «The Israelites», einem Song aus dem Vorjahr, dervom Zusammenhang zwischen Armut und Gewalt handelt. In Deutschland,Großbritannien und vielen anderen Ländern schaffte er es damit aufPlatz eins. Es war der erste Welthit, der in einem Studio in Jamaikaentstand.

In den 70ern brachte Dekker dann Titel wie «You Can Get It If YouReally Want» (im Original von Jimmy Cliff) oder «Sing A Little Song»in die Charts. Dann wurde es ruhiger um den Jamaikaner, der mit Frau,Tochter und Sohn in der englischen Grafschaft Surrey lebte.Schlagzeilen machte Dekker noch einmal 1984, als er seinen Bankrotterklären musste. In den vergangenen Jahren war er dann vor allem aufOldie-Festivals zu Gast. Erst vergangene Woche kehrte er von einigenAuftritten in Deutschland zurück.

Profi, der er war, konnte Dekker bei solchen Konzerten auch zum x-tausendsten Male die «Israelites» zum Besten geben. Das Stück gibt esvon ihm in den verschiedensten Versionen bis hin zum Punk. Auch inWerbespots werden die «Israelites» immer wieder gern verwendet. Aberbei allem Stolz auf seinen Welterfolg: Die Verewigung in «Ob-La-Di,Ob-La-Da» durch seinen Freund McCartney war Dekker fast genau so vielwert. Er spielte auch selbst eine Cover-Version davon ein. Ein Hitwurde das nicht.