Glas als Kunstobjekt Glas als Kunstobjekt: In mehr als 50 Kirchen hängen seine Werke

Wernigerode/dpa. - Die Arbeiten des Glasgestalters Günter Grohs aus Wernigerode haben internationales Renommee: In mehr als 50 Kirchen, öffentlichen Gebäuden und Privathäusern sowie in Sammlungen in Europa, Japan und den USA sind sie zu bestaunen. Seine künstlerisch gestalteten Scheiben - die allesamt Unikate sind - geben jedem Raum eine ganz individuelle Note. «Ich spiele mit dem Licht», erzählt Grohs. «Das ist der Reiz meiner Arbeit und immer eine große Herausforderung.»
Schon als Kind begeisterte sich der Künstler für die Mystik kirchlicher Bauwerke. Auch der Umgang mit Pinsel, Farben und Stiften wurde dem 45-Jährigen in die Wiege gelegt. «Schon als Kind lag ich auf dem Fußboden und habe gezeichnet», sagt Grohs. Nach dem Studium an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein in Halle entschied er sich 1986 für die freiberufliche Tätigkeit. «Glasmalerei war mein Studienschwerpunkt», erzählt Grohs. «Es war meine Erfüllung. Das wollte ich schon immer tun.»
An die Anfänge erinnert sich Grohs mit einem Schmunzeln. «Ich habe zu DDR-Zeiten alte Röntgenbilder zwischen die Glasscheiben gelegt und das als Grundlage für meine weitere Arbeit benutzt.» Heute stehen ihm Gläser in mehr als 5000 Farben zur Verfügung und das Material kann in unterschiedlicher Weise bearbeitet werden. «Ich gehe regelmäßig auf Spurensuche», schildert der Künstler. So kann eine gesprungene Gehwegplatte Ausgangspunkt für die Gestaltung eines Fensters sein. «Ich habe keine Angst, dass mir die Ideen ausgehen.» Viel Wert legt Grohs, über den auch schon ein Buch veröffentlicht wurde, auf Handarbeit. «Einen Computer benutze ich nicht.»
Das neueste Vorhaben des Wernigeröders ist sogleich das bislang größte seiner nunmehr 17-jährigen Künstlerlaufbahn. Der Glasgestalter wurde zusammen mit neun Kollegen zu einem internationalen Wettbewerb eingeladen. Ziel: Die Neugestaltung der 48 meterhohen Fenster des fast tausend Jahre alten Bamberger Kaiserdoms. Seine Entwürfe haben es bereits unter die letzten drei geschafft.
Mit kräftigen Farben, abstrakten Linien und Formen sowie Schlichtheit versucht sich Grohs gegen seine zwei übrig gebliebenen Konkurrenten durchzusetzen. «Ich habe großen Respekt vor diesem Projekt», sagt der zweifache Familienvater. Doch auch vor einer möglichen Absage hat er keine Angst. «Ich habe nicht mehr den Druck, alles tun zu müssen.»
Seine Gabe hat ihn auch international bekannt gemacht. 1992 hielt Grohs auf dem World Glass Congress in den USA vor mehr als 200 Zuhörern einen Vortrag über seine beschwerliche Arbeit im Osten Deutschlands. Ein Jahr später arbeitete er mit Kollegen aus Frankreich, Japan und Australien in einem Workshop in Kalifornien. Auch an der Technischen Universität in München lauscht man den Vorträgen des erfolgreichen Künstlers. «Ich reiße mich nicht um solche Termine», erklärt Grohs bescheiden. «Ich genieße es im Untergrund zu arbeiten. Ich habe ein reiches Leben.»