Gewandhaus Leipzig Gewandhaus Leipzig: Und vergesst mir die Freude nicht

Leipzig/MZ. - Ist ein Stück des "alten Traums vom größten Glück dieser Welt" durchträumt, sprich eines der Lieder zu Ende gebracht, dann vollzieht Nana Mouskouri feierlich einen Brauch: Sie faltet dankend, auch im Leipziger Gewandhaus, die Hände, als wolle sie gleich das Vaterunser anstimmen, und reicht den Applaus mit ausholender Bewegung an ihre Musiker weiter. So ist sie, so sieht sie sich selbst: Ohne Glamour, aber mit viel Herz, stolz und bescheiden.
Mit der Griechin durchlebt der Gast das "Lied der Freiheit" aus Verdis Oper "Nabucco", beginnt den Tag mit einem fröhlichen "Guten Morgen Sonnenschein", lauscht Webbers "Love changes everything", er empfängt "Weiße Rosen aus Athen" und folgt brav dem Aufruf "Vergiss die Freude nicht". Was aber trivial und einfältig scheint, wirkt erhaben, ist gefühlsecht, innig, rührend. Lieder als hörbar gemachte Liebe. Dazu eine Stimme, die fast alles kann: Alt und Sopran, herzhaft und zuckersüß.
Ein Konzert der Mouskouri ist wie ein Einführungskurs in Erbauung. Der Gast wird im Glauben an die Liebe bestärkt und darf sich ohne Scham seinen Gemütsakku aufladen. Das lässt ein bisschen ans Schlagergeschäft denken und ist doch meilenweit von ihm entfernt.
An diesem Montagabend gibt's auch Episoden zu hören aus dem Leben der Nana, eigentlich Johanna Mouskouri. Wie sie über das Kino früh Musicals lieben lernte, später vom Konservatorium flog, weil es ihr der Jazz angetan hatte und sie ihm in Nachtclubs huldigte. Ein Leben fortan zwischen den Stilen. Wie ihr Leipziger Programm zeigt, interpretiert die 68-Jährige mit der markanten Brille so ziemlich alles von Chanson über Jazz, Schlager, Klassik und Traditional.
Drum Respekt für die immer noch als Schlagertante belächelte Nana Mouskouri! Ein Anfang wäre mit dem Berliner Liedermacher Funny van Dannen zu machen, der singt: "Gib es zu, du warst im Nana-Mouskouri-Konzert, ich war auch da und du hast geweint". Jeder übe sich an seinem Bekenntnis. Jetzt.