Geschichte Geschichte: Spitznasig und wohlgenährt

Düsseldorf/Münster/dpa. - Das Porträt des rund 50-Jährigen, dessen Legionen vor genau 2000Jahren von den Kriegern des Cheruskers Arminius niedergemetzeltworden sind, wird von Samstag an in der Ausstellung «Imperium» zurVarus-Schlacht in Haltern (Nordrhein-Westfalen) zu sehen sein. DieSpezialisten des LKA-Abteilung «Visuelle Fahndungshilfen» und dieArchäologen des Museums in Haltern stützten sich zur Rekonstruktionder Gesichtszüge auf Münzen, die von Varus während seinerStatthalter-Zeit etwa 8 v. Chr. in Nordafrika geprägt worden sind.Nach der verheerenden Niederlage im Teutoburger Wald hatte sich derRömer im Jahr 9 n. Chr. in sein Schwert gestürzt.
Insbesondere eine Münze aus dem nordafrikanischen Achulla lasse«klar individuelle Merkmale» des Varus erkennen, erklärte Prof.Dieter Salzmann vom Archäologischen Institut der Universität Münster,der die Münzporträts römischer Provinzstatthalter erforscht hat. Soseien sein hervorstehender Adamsapfel, seine spitze Nase, nach untengezogene Mundwinkel, ein kappenartiger Haaransatz, schwere Augenliderund eine wohlgenährte Gesamterscheinung zu sehen.
Schwierigkeiten bei der Bewertung der Abbildung habe der Zustandder Münzen gemacht, die viele Jahrhunderte im Boden gelegen hätten,sagte am Dienstag Frank Tafertshofer als Sprecher desLandschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster. Auch dieFähigkeiten der afrikanischen Stempelschneider seien wohl «begrenzt»gewesen.
Die Wissenschaftler und Varus-Fahnder hatten unter tausendendigitalen Vorlagen zunächst eine Kopfform für Varus ausgewählt, dieden Porträts auf den Münzen aus Achulla möglichst nahe kam. Mit Hilfeeiner speziellen Software konnten in diesen Kopf dann die Detailseingefügt und angepasst werden: Frisur, Ohren, Augen, Nase, Mundsowie Stirn-, Wangen- und Kinnpartien. «Problematisch war dabei vorallem, dass die Münzen Varus im Profil zeigen, wogegen Phantombilderstets Frontalansichten wiedergeben», erläuterte Salzmann.
Im LWL-Römermuseum im westfälischen Haltern sowie im LippischenLandesmuseum in Detmold und auch im niedersächsischen Kalkriese beiOsnabrück sind bis zum Oktober unter dem Titel «Imperium-Konflikt-Mythos» drei Ausstellungen zum Thema der Varus-Schlacht zu sehen.
(Internet: www.imperium-konflikt-mythos.de)
[LWL-Römermuseum]: Weseler Straße 100, Haltern
[Ausstellungsort Seestadthalle]: Lippspieker 25, Haltern
(Berichtigung: Im ersten Absatz, dritte Zeile wurde korrigiert:Quinctilius (statt: Quinctilus).)dpa ko yynwd z2 k6 bs 121112 Mai 09