Germany's Next Topmodel Germany's Next Topmodel: Ein bisschen herzlicher als früher

Halle (Saale) - Es ist wie immer: Ein bisschen geglättet vielleicht, ein bisschen herzlicher als früher, was nicht schaden kann. Aber wir haben am Donnerstagabend im Programm des Privatsenders ProSieben ja erst den Aufgalopp erlebt, das Rennen durch die Shows steht noch aus.
Die strenge Modepäpstin
Heidi Klum, die strenge Modelpäpstin, lässt sogar ihre beiden Musketiere mal was entscheiden. Thomas Hayo gibt den netten Kumpel, treu wie Gold. Und Wolfgang Joop, der berühmte Modemacher, hat den Part des sachverständigen Paradiesvogels, der er ja auch im wirklichen Leben ist. Einmal drückt er, ohne seine Mitjuroren Heidi und Thomas gefragt zu haben, den Button, der den jungen Frauen die Tür in die nächste Runde des Castings öffnet, in der sie im Bikini auflaufen sollen: „Ich seh’s doch gleich, was soll das ganze Gequatsche“, wird Joop prinzipiell. Und weiter dreht sich die Scheibe, von der manche der hoffnungsvollen Frauen gar nicht weichen wollen – so sehr wünschen sie sich, den Augenblick zu dehnen, der sie von der Chance, doch noch erwählt zu werden, trennt.
Eine Show aus Mädchenträumen
Es ist wie immer, die Show ist aus Mädchenträumen gemacht. Zu Beginn sieht man Heidi und Thomas mit dem Tourbus nach Bergisch Gladbach reisen. Von dort ist Heidi Klum in die Welt gestartet, dort leben ihre Eltern. Und die hübsche Vanessa, die wir in der Wäscherei ihrer Eltern erleben. Das Mädchen hat natürlich, so sollen wir glauben, keine Ahnung, dass die Jury anrückt. Aber Vanessa macht gute Figur, sie darf das Massen-Casting in Köln, zu dem sie sich angemeldet hatte, auslassen. In einem Berliner Kaufhaus wird eine weitere Kandidatin gefunden, auch Annabell bekommt eine Runde erlassen. Dann rollt der Bus wieder. Thomas und Heidi wohnen darin wie Brüderchen und Schwesterchen, so wird es jedenfalls nahe gelegt. Sie schlafen in schmalen Kojen, unterwegs wird am Dönerstand Halt gemacht.
In Köln wird es ernst
Wolfgang Joop fährt nicht mit im Bus. Ihm, der in Potsdam ein Schlösschen bewohnt, ist es zu eng in dem Gehäuse. In Köln, wo sich Hunderte Mädchen drängen, wird es dann ernst. Nicht nur Schönheit suchten sie, sagt Heidi Klum, sie wollten sich auch von der Persönlichkeit „unserer Mädchen“ überzeugen. Die tätowierte Frau ist da zu speziell. Und der Junge mit den schönen Beinen muss auch gehen, weil er eben kein Mädchen ist. Und hier werden Mädchen gesucht, keine Männer. Aber vielleicht wird die strenge Regel schon beim nächsten Mal fallen, wenn es nach Joop geht, in jedem Fall.
Alles wie immer
Es ist trotzdem wie immer. Unter den Mädchen zu Hause am Fernseher formiert sich schon die Bewerberinnenschar für die nächste Staffel, die elfte wird es dann sein. Aber zuvor muss noch das „Topmodel“ des Jahres 2015 gefunden werden. Es zieht sich ein bisschen, mehr als zwei Stunden dauert die Show, unterbrochen von reichlich Werbung. Aber so soll es ja sein. Man muss ja mal verschnaufen. Oder ein Stück Kuchen essen wie der köstliche Wolfgang Joop.
Einen rührenden Moment gibt es auch: Die 40-jährige Angelika hat ihren Mut zusammengenommen und ziemlich ungeschickt ihr Glück versucht. Ein bisschen zu spät, um noch einzusteigen, sagt die ein Jahr ältere Heidi Klum so milde sie kann, irgendwie scheint die Jury regelrecht bewegt zu sein von der Frau. Man möchte es glatt glauben. (mz)