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Gerhard Richter Gerhard Richter: Ein Meister der Postmoderne

Von Günter Kowa 08.02.2002, 17:58
Der Künstler Gerhard Richter
Der Künstler Gerhard Richter dpa

Halle/MZ. - Unter diesen Umständen hütet die östlicheProvinz, die er einst fluchtartig verließ,einen Schatz wie aus einer anderen Zeit, alsGerhard Richter, in Dresden geboren, am dortigenHygienemuseum 1957 seine Diplomarbeit fürdie Kunstakademie in Form von zwei Wandmalereienhinterließ. Die Idyllen, die er damals vonsozialistischer Lebensart malte, scheinenvon einem anderen Künstler zu stammen alsdem, der er im Westen wurde.

Allem Anschein nach war es auch ein künstlerischerAnstoß, der ihn zu seinem Übertritt bewegte,nämlich die Begegnung mit Werken von JacksonPollock und Domenico Fontana auf der "documenta"von 1958. Der Erkenntnisprozess über die Freiheitdes Denkens in der Kunst, den diese Konfrontationauslöste, nährte auch sein Urteil über dasWesen der Kunst in der DDR. Ein Urteil, dasnach der Wende - anders als das Machtworteines Baselitz - kaum in die erhitzte Debatteeinfloss, vielleicht weil es so grundsätzlichwar: "Kunst braucht Freiheit, um sich entwickelnzu können, so dass es in den Diktaturen keineKunst, das heißt nicht einmal schlechte gibt."

Der Begründer des eher ironisch gemeinten"Kapitalistischen Realismus" hat ein Werkvon chamäleonartiger Vielfalt ausgebreitet."Ich verfolge keine Absichten, kein System,keine Richtung, ich habe kein Programm, keinenStil, kein Anliegen . . . Ich mag das Unbestimmteund Uferlose und die fortwährende Unsicherheit."Das hat Richter schon 1966 über sich gesagt.Dieser Maler der Postmoderne redet aber nichtder Beliebigkeit das Wort. Seine Arbeit etwaan der Abstraktion verstand er als Angriffauf die gläubige Verehrung für eben dieseAbstraktion, seine Malerei nach banalen Alltagsfotosals eine Antwort auf die Entwertung der Malereidurch die Fotografie. Seine illusionistischenBilder sind ein Verweis auf das Wesen vonMalerei überhaupt. Und namentlich mit seinenpolitischen Bildern - allen voran die Baader-Meinhof-Serievon 1977 - hat er zudem den Versuch gewagt,die Gegenwartsmalerei mit einer neuen Ikonografiezu füllen. "Was mich treibt, ist die Suchenach Aufklärung."