Ironisches Comic über den Lebemann und Putin-Freund Gérard Depardieu: Comic "Gérard - Fünf Jahre am Rockzipfel von Depardieu"

Halle (Saale) - Er war der Dichter Cyrano de Bergerac mit der großen Nase und der Asterix-Freund Obelix mit dem unbändigen Appetit. Jetzt spielt Gérard Depardieu (69) die Hauptrolle in einer Graphic Novel von Mathieu Sapin (44), der den exzentrischen Schauspieler mehrfach auf Reisen begleiten durfte.
Die bei diesen Gelegenheiten gesammelten Eindrücke sind Teil des herrlich ironischen Comicbuchs „Gérard - Fünf Jahre am Rockzipfel von Depardieu“ (bei Amazon kaufen), in dem der Filmstar einmal gesteht: „Bah, ich kann mich echt nicht mehr sehen, nicht mal als Comicfigur.“
Auch wenn Depardieu gern außerhalb von Filmen für Schlagzeilen sorgt, so ist der Berg von einem Mann noch immer ein großer Schauspieler. Das konnte er zuletzt in der Netflix-Serie „Marseille“ zeigen, in der er überzeugend den intriganten Bürgermeister der Mittelmeerstadt verkörpert.
Für den Streaming-Dienst war Depardieu auch in Europa unterwegs, um regionale Spezialitäten zu probieren. „Schlemmen mit Gérard Depardieu“ heißt die Reihe, in der man ihn in seiner liebsten Rolle erlebt: Als Feinschmecker, der von allem Guten auch reichlich verzehrt.
Gérard Depardieu und seine Schlagzeilen im Blätterwald
Andererseits sorgt Depardieu im bunten Blätterwald immer wieder für Schlagzeilen: Im Jahr 2011 etwa, als er in den Gang eines startenden Flugzeugs urinierte, oder 2012, als er betrunken mit seinem Motorroller in Paris unterwegs war, einen Unfall baute und vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen wurde.
All das will auch der Depardieu im Comic erwähnt wissen. So spricht der Koloss zu seinem Eckermann mit dem Zeichenstift, der sich vorsichtshalber gleich zwei Köpfe kleiner als der Filmstar gezeichnet hat: „Aber wenn Du’s machst, dann richtig, klar? Das heißt: Depardieu, wie er sich mit dem Roller auf die Fresse legt … oder wie er in ein Flugzeug pisst …“
Fliegen muss Depardieu von Berufs wegen ziemlich oft - und Sapin ist mit dabei: Nach Aserbaidschan etwa, wo Depardieu an einer Doku über den Schriftsteller Alexandre Dumas mitwirkt, der den Kaukasus 1858 bereiste.
Oder nach Portugal, wo Dreharbeiten für den Film „Le divane de Stalin“ stattfinden, in dem Depardieu als sowjetischer Diktator zu erleben ist. Putin hat er zwar noch nicht verkörpert, aber mit dem großen Wladimir verbindet Depardieu eine Freundschaft, die so innig ist wie die des russischen Präsidenten zu unserem Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Putin persönlich überreichte Depardieu 2013 jenes Dokument, das ihn seither als Bürger Russlands ausweist. Da er in Frankreich eine Reichensteuer von 75 Prozent zu zahlen hatte, wählte der Schauspieler Mütterchen Russland als seine neue Heimat - zumindest auf dem Papier, das geduldig ist.
Auch in anderer Hinsicht: Denn was in der Doku über Dumas und den Kaukasus schon anklang, bildet auch im Comic einen roten Faden: Der arme Sapin muss immer wieder Depardieus Spott über sich ergehen lassen.
Fremdschämen gehört dazu, wenn man mit Gérard Depardieu unterwegs ist
So ruft Depardieu den Zeichner nur „Tim“ (nach „Tim und Struppi“), weil er der Meinung ist, sich den Namen Mathieu nicht merken zu können. Regelmäßig kommt Sapin ins Schwitzen, weil Depardieu ihn in peinliche Situationen manövriert oder der Zeichner sich für Gérard, der derb und unflätig sein kann, fremdschämt.
Depardieu kann man viel nachsagen, aber nicht, dass er eitel wäre, spricht er hier doch die weisen Worte: „Nichts ist hässlicher als man selbst.“
Nach 160 Seiten ist klar: Mathieu Sapin kommt Depardieu mit dem Zeichenstift viel näher, als es eine Kamera je könnte.
Mathieu Sapin: „Gérard - Fünf Jahre am Rockzipfel von Depardieu“, Reprodukt Verlag, 160 Seiten, 24 Euro (Bei Amazon kaufen)
(mz)

