Geographie Geographie: Fundus erschließt deutsche und Weltgeschichte

Gotha/dpa. - «Damit sie öffentlich vonWissenschaftlern genutzt werden können, reichen keine internenZettelkästen. Die Bestände müssen in Online-Datenbanken erfasstwerden», sagte Kathrin Paasch, Leiterin der ForschungsbibliothekGotha, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Dasgleiche gelte für das wertvolle Archiv, das Korrespondenzen mitGeographen und Forschungsreisenden aus aller Welt umfasst. Thüringenhatte den Fundus 2002 für 6,4 Millionen Euro vom Verlagsnachfolgergekauft, um ihn im Freistaat zu halten. 1,5 Millionen Euro gab dieKulturstiftung der Länder dazu.
«185 000 Karten, 2200 Atlanten und Globen umfasst die Perthes-Sammlung», berichtete die 40-Jährige. Dazu kommen die Bibliothek mit120 000 Bänden und das Archiv mit 800 laufenden Meter Material,darunter Zeichnungen, Kartenskizzen und sogar Schiffstagebücher. DerFundus erschließt deutsche und Weltgeschichte: Entdeckerlust,koloniale Expansion - aber auch territoriale Zersplitterung. Expertennennen die Gothaer Sammlung in einem Atemzug mit denen in London,Washington und Paris.
Neben Erschließung, Reinigung und Erhaltung beschäftigt dieBibliothekare die Frage nach dem künftigen Domizil und deröffentlichen Präsentation der Schätze. «Momentan ruhen sie noch imeinstigen Stammgebäude des Verlags», sagte die Germanistin undBibliothekarin. Langfristig sollen die Schätze, darunter japanischeHolzschnitte und frühe Kupferstiche, in das barocke SchlossFriedenstein umziehen, in dem die Forschungsbibliothek ihren Sitzhat. «Mit der noch über Jahre laufenden Schloss-Sanierung soll auchdie Frage nach einer Dauerausstellung gelöst werden.»
Der zu den ältesten deutschen Verlagen zählende Justus PerthesVerlag gab von 1785 an den Adelsalmanach «Gotha», später auchgeographische Schriften heraus. Die kleine Thüringer Residenzstadtwar bereits um 1800 eines der kartografischen Zentren. Adolf Stieler(1775-1836) gilt als einer der Begründer der wissenschaftlichenAtlaskartografie. Der «Stieler-Atlas» - immer wieder aktualisiert undverfeinert - setzte über Jahrzehnte Maßstäbe. Nach der Enteignung1952 wurde der Perthes-Verlag unter dem Namen «VEB Herrmann Haack»Gotha weitergeführt. Stephan Justus Perthes erhielt das Stammhaus1992 von der Treuhand zurück. Kurz darauf übernahm die Klett-GruppeStuttgart den Verlag.