Gemäldegalerie Alte Meister stellt Schenkung vor

Dresden - Nach mehr als 70 Jahren ist „Der Bethlehemitische Kindermord” des Barockmalers Francesco Trevisani (1656-1746) zurück in der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister - als Studie in Öl. Private Stifter aus New York haben es den Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) geschenkt.
„Es ist ein Teil von Dresden”, sagte Darcy Bradbury im Namen der neun Mäzene am Montag bei der Übergabe. Das 75 mal 136 Zentimeter messende „Modelo” ist die einzige malerische Überlieferung des Originalgemäldes als Ganzes, wie SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann sagte. Die „großzügige Schenkung” gebe einen konkreten Eindruck von dem im Zweiten Weltkrieg verlorenen Meisterwerk.
Das um 1714 entstandene, 4,64 mal 2,50 Meter große Ölbild befand sich mehr als 200 Jahre in der Gemäldegalerie, sagte der Kurator für Italienische Malerei, Andreas Henning. Es war am Kriegsende im Residenzschloss ausgelagert, wo es in der Bombennacht vom 13. Februar 1945 verbrannte. Mit der Studie sei Trevisanis Darstellung aus dem Mätthäus-Evangelium nun in kleinem Format wiedergewonnen. „Sie ersetzt nicht das Original, mindert aber zumindest den Kriegsverlust”, sagte Henning.
„Der Bethlehemitische Kindermord” zeigt die von König Herodes nach der Geburt Jesu angeordnete Ermordung männlicher Kleinkinder. Das Werk gehört zu einem Zyklus, den Trevisani für den römischen Kardinal Pietro Ottoboni und damit einen der einflussreichsten Mäzene seiner Zeit schuf. Vier der ursprünglich acht Gemälde hatte Sachsen-König August III. 1743 für seine Sammlung erworben. Drei sind nach wie vor im Bestand der Gemäldegalerie Alte Meister, wegen der Sanierung des Semperbaus derzeit aber aus Platzgründen im Depot.
Die Stifter - Rechtsanwälte und Firmenmanager - hatten die Studie zum vierten Gemälde 2001 im Kunsthandel gekauft. 2010 nahm der damalige SKD-Chef Martin Roth Kontakt zu ihnen auf, die Schenkung wurde mit dem Verein Friends of Dresden New York organisiert. Die Geschichte von dessen Gründer, Nobelpreisträger Günter Blobel, der als Kind von „mutigen” Sachsen vor den schlimmsten Folgen des Krieges bewahrt wurde, „hat uns als amerikanische Juden zutiefst berührt”, sagte Bradbury. Das „Modelo” solle an schreckliche, aber auch die wunderschönen Dinge erinnern, zu denen Menschen im Stande sind. (dpa)