Geisterhafter Rock von Deerhunter
Hamburg/dpa. - Vom Animal Collective über die Fleet Foxes bis zu den Wolves In The Throne Room: Bandnamen mit Bezügen zur Tierwelt sind gerade gefragter denn je. Deerhunter - was so viel bedeutet wie «Jäger» - passen bestens in diese Reihe.
Mit «Microcastle» hat das Quartett jetzt sein drittes Album veröffentlicht - und als Bonus gleich noch ein komplettes viertes beigelegt.
Mit «Ghost Rock» oder auch «Ambient Punk» umschreibt die Band aus der US-Südstaatenmetropole Atlanta selbst ihre Musik. Das trifft den Nagel auf den Kopf: Deerhunter sind im Prinzip eine klassische Indierock-Band, die damit zwangsläufig auch um Punk weiß - aber trotzdem nie im eigentlichen Sinne rockt und ihre Songs dafür mit allerlei geisterhaften Störgeräuschen versieht.
Das führt zu anheimelnd-verhalltem Psychedelic-Pop im Stil der späten 60er Jahre auf der einen und zu schroffer Dissonanz, in der sich etwa die Noiserocker der 90er Jahre ergingen, auf der anderen Seite - oft gleichzeitig oder zumindest innerhalb ein und desselben Songs. Das beigelegte Bonus-Album «Weird Era Continued» klingt dabei - seinem Namen entsprechend - noch ein gutes Stück verschrobener.
Wovon könnte dieser im besten Sinne abseitige Soundkosmos beeinflusst sein? Antworten liefert der Blog der Band. Dort veröffentlichen die Musiker immer wieder «Micromix» genannte Song-Zusammenstellungen. Darin tauchen gleich mehrfach die Beach Boys auf, aber auch die Supremes, die Noise-Götter My Bloody Valentine oder die New Yorker Proto-Punks Suicide.
Wer es nicht bereits wusste, erfährt im Band-Blog auch: Die treibende Kraft hinter Deerhunter heißt Bradford Cox. Der Mittzwanziger ist zugleich Kopf und einziges festes Mitglied von Atlas Sound. Unter diesem Projektnamen produziert er ähnlich irrlichternde Musik - die ebenso wie Deerhunter in Europa eine Heimat beim Traditionslabel 4AD gefunden hat.