Geburtstag Geburtstag: Klug, attraktiv und wandlungsfähig
New York/dpa. - Seine Attraktivität, die ihm selbst eher peinlich war, stand Pate, als das Schicksal die Weichen in Richtung Theater stellte. Peck war Student der Medizin. «Junger Mann, sie gehören auf unsere Bühne!», erklärte ein Professor, der das Studententheater der Berkeley University betreute. Von der Schauspielerei, erwiderte Peck, verstehe er nun wirklich nichts. Die Antwort vergaß er nie: «So wie Sie aussehen, macht das gar nichts.»
Jahre später in Hollywood angekommen, bemühte sich Peck um eine außerordentlich breite Rollen-Palette. Er wollte sich und anderen zeigen, wie sehr er den eigenen Beruf beherrschte. «Er ist der am härtesten arbeitende Schauspieler, den ich kenne», sagte der Regisseur Henry King. Wachsam vermied es Peck, auf den strahlenden Helden-Typen festgelegt zu werden und so entwickelte er sich zu einem der wandlungsfähigsten Leinwand-Stars. Die attraktive Hauptrolle in «12 Uhr mittags» lehnte er 1952 ab, weil er vorher schon einen ähnlichen Western-Superman gespielt hatte. Als Gary Cooper für die Rolle einen Oscar bekam, gratulierte Peck ohne Neid.
Er selbst musste trotz einer Reihe von Kassenschlagern noch zehn Jahre auf seinen Oscar warten. Dafür bekam er ihn für eine weit vielschichtigere Charakterrolle. In «Wer die Nachtigall stört» spielte er den Anwalt Atticus Finch, der im rassistischen Süden der USA einen zwar unschuldigen, aber praktisch schon abgeurteilten Schwarzen verteidigt. Das sei die Rolle, die Peck am meisten entsprochen habe, meinten viele Kritiker. Der gebildete, anständige, tolerante und bescheidene Bürger eines auch geistig freien Landes. Diesen Gregory Peck hätten sich Millionen Amerikaner zum Vorbild genommen, hieß es Jahre später, als die US-Filmakademie ihm auch ihren Lebenswerk-Oscar verlieh.
«Er war weise, sardonisch und erfahren, mit einer Menge Leben hinter sich und viel Frauenliebe und pessimistisch in Bezug auf die menschliche Rasse, aber immer noch romantisch.» So beschrieb Peck den Schriftsteller Ambroce Bierce, den er in seinem letzten großen Film spielte. In «The Old Gringo» (1989) hatte Peck alias Bierce das Vergnügen, mit Jane Fonda als Partnerin zu zeigen, dass auch ein Mann in seinem Alter noch Frauen beeindrucken kann. 44 Jahre vorher hatte der Thriller-Experte Alfred Hitchcock ihn zum romantischen Idol gemacht. In «Ich kämpfe um Dich» musste sich Ingrid Bergman unsterblich in ihn verlieben. Dass ihre diese Aufgabe keineswegs schwer fiel, wurde gemunkelt.
Ansonsten aber hat Peck die Klatschreporter stets enttäuscht. Sein Privatleben war tabu. Mit einer traurigen Ausnahme. Als sein Sohn Jonathan sich 1975 das Leben nahm, konnte Peck nicht verheimlichen, wie sehr ihn das mitnahm. Offiziell trat er im vergangenen Jahr in den Ruhestand. Mit fast 84 gab er das Ende seiner Solo-Tourneen bekannt. Dabei hatte er sein Publikum mit Anekdoten aus seiner langen Schauspieler-Karriere unterhalten. Angebote für Hauptrollen, sagte Peck, werde er künftig ablehnen. «Aber ich bin noch für sensationelle Nebenrollen zu haben.»