Fürstengrab von Gommern Fürstengrab von Gommern: Das süße Leben eines Germanen

Magdeburg/MZ. - Weit ist er gereist, der feine Herr von Gommern, und nun wieder in der Gegend angekommen, aus der er stammt. Der germanische Fürst, dessen Grab im August 1990 zwei ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger in einer Sandgrube orteten, war zu Lebzeiten ein Machtmensch mit weit reichenden Beziehungen gewesen und kann nun als archäologisches Schauobjekt auf eine beachtliche Wanderkarriere zurückblicken.
Zehn Jahre nach der Bergung präsentierte ihn das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle. Seitdem ist er in Bonn, Berlin, Gera und Kopenhagen unterwegs gewesen. Im Kulturhistorischen Museum in Magdeburg markiert der Fürst den letzten Höhepunkt der Saison, bevor das Haus für eine zweite Umbauphase bis Mai kommenden Jahres erneut schließen muss.
Das Bild vom kultivierten, am römischen Geschmack orientierten Germanen ist also keine ganz frische Erkenntnis mehr. Das Kulturhistorische Museum mit seiner eigenen Tradition archäologischer Sammlungen ist jedoch sichtlich bemüht, dem Herrscher des 3. Jahrhunderts n. Chr. noch eine regionale Sicht abzugewinnen. So ruht dort der festlich gekleidete Mann nicht nur in seiner rekonstruierten Grabkammer aus Holz, umgeben von den mehr oder minder statustragenden Symbolen seiner Würde, sondern auch in Sichtweite der Lebens- und Sterbensverhältnisse "seines" Volkes. Die im ganzen etwas trocken dargebotenen Fundstücke nehmen dem Herrscher aus Gommern denn auch nichts von seinem Glanz.
So viel Gold wie er trug niemand am Leibe: Ein halbes Kilo unbenutztes, wohl eigens für die Bestattung hergestelltes Geschmeide. Und "für die Ewigkeit" ausgerüstet war er nicht nur mit so viel Edelmetall, sondern auch mit einem Prunkschild von etwa einem Meter Durchmesser, sowie mit luxuriöser Garderobe und mit Hausrat für gepflegteste Anlässe.
Außergewöhnliche Umstände haben dem Zufallsfund aus der Sandgrube aber jene Bedeutung verschafft, die sich dem bloßen Auge nicht ohne weiteres erschließt. Die 1700 Jahre alte Grabkammer war im Laufe der Zeit unter der Last der Felsbrocken eingestürzt, die sie einst abdeckten. So wurde einerseits viel von ihrem Inhalt zerdrückt, andererseits luftdicht konserviert. Weil die Fundstelle zudem fast ohne spätere Störungen erschlossen werden konnte, waren in zehnjähriger Forschungs- und Restaurierungsarbeit ungeahnte Zusammenhänge zu ermitteln.
So offenbarten die Analysen der Knochenreste, dass der Fürst etwa dreißig Jahre alt war. Das Prunkgeschirr und -mobiliar konnte nicht nur bis in die Details rekonstruiert werden, sondern es gab auch die Herkunft von Materialien preis. Zinnoberrot und Ägyptisch-Blau als Farben auf dem Schild verweisen dadurch ebenso auf römisch-mediterrane Ursprünge wie die Pigmente aus der Färberpflanze Krappwurzel, die als einziger Rest vom Textil der Kleidungsstücke geblieben sind. Zusammengepresstes organisches Material wurde als Rest eines großartigen Ledergürtels identifiziert, der mit mehreren silbernen Schnallen um den Bauch geschlungen war.
Zum anderen zeigt die Verarbeitung vieler Gegenstände, dass lokale Handwerker mit ganzem Einsatz am Werk waren. So stand der Fürst von Gommern mit einem Bein in der römischen, mit dem anderen in seiner heimatlichen Welt. Auch die alten Germanen hatten Sinn für ein verfeinertes Leben.
Bis 27. Juni, Di-So 10-17 Uhr. Katalog 14,90 Euro.