Funky, funky: James Last 1975 in Los Angeles
Hamburg/dpa. - Es klingt nach Quincy Jones, Isaac Hayes und den Supremes, nach Harlem und Shaft, Disco und Stax - aber es ist tatsächlich James Last, den manche ein wenig geringschätzig als «Partykönig» bezeichnen.
1975 hat Last in Los Angeles mit «Well Kept Secret» ein sensationelles Album aufgenommen, das jetzt unter dem Titel «James Last in Los Angeles» wiederveröffentlicht worden ist und hoffentlich die längst fällige Anerkennung erhält, die ihm bisher verwehrt blieb.
Diese unglaubliche Funk- und Disco-Scheibe, hinter der man nie und nimmer Hans Last aus Bremen vermuten würde, sollte dem Bandleader mit seinem Orchester eigentlich den Durchbruch in den USA bescheren. Dafür hatte «Hansi» Songs von Paul Anka («Jubilation»), Richard Rogers «(Slaughter on 10th Avenue»), Cole Porter («Love For Sale») oder Marvin Hamlisch («Theme from Prisoner of Second Avenue») zusammen mit Produzent Wes Farrell und Larry Muhoberac neu arrangiert.
Und die haben nichts mit dem heiteren «Happy Party Sound» oder Easy Listening zu tun, für den die Show-Legende James Last, der «Karajan des kleinen Mannes» (wie ihn der ehemalige WDR-Intendant Friedrich Nowottny einmal nannte), eigentlich bekannt ist. Hier gehen schmissige Bläsersätze, knackige Gitarren, starke Rhythmen und mehrstimmiger Backgroundgesang eine explosive Mischung aus Jazz, Funk, Disco und Soul ein.
Berührungsängste hatte James Last im Laufe seiner langen Karriere noch nie: 1999 rappte er mit Fettes Brot («Ruf mich an») und freute sich 2004 über das spektakuläre Tribut-Album «They Call Me Hansi». Ob Rock oder Soul, Reggae, Blues oder Polka, Mozart oder Schostakowitsch - Last hat sich überall umgesehen und in seinen Arrangements in der Regel alles zu einem populären Partysound verschmolzen, den manche auch als Weichspülmusik und seichte Einheitskost schmähen.
Diese Kritik ficht den Star ohne Allüren aber nicht an: «Ich habe das Glück, schreiben zu können, was ich fühle. Ob das dann seicht ist oder nicht, interessiert mich nicht. Das müssen die Leute entscheiden, die meine Musik kaufen.»
Alles andere als seicht ist auch das 1975 in Los Angeles aufgenommen Album, das James Last von einer völlig unbekannten Seite zeigt, und das seinen Titel leider nur zu Recht trug, denn «Well Kept Secret» blieb ein gut gewahrtes Geheimnis und wurde schnell zum begehrten Objekt unter Sammlern - mehr aber auch nicht. Jetzt steht eine Neuentdeckung und Neubewertung an.
Dem studierten Musiker James Last, der vor rund 50 Jahren seine erste Band gründete und 1950 zum besten Jazz-Bassisten Deutschlands gekürt wurde, gelang der Durchbruch nach Engagements bei Radio Bremen und beim Norddeutschen Rundfunk 1965 mit seiner ersten LP-Produktion «Non Stop Dancing». Die Scheibe lieferte Partygeräusche wie Gläserklirren und Gesprächsfetzen gleich mit. Von da an brach sein Erfolg nicht mehr ab. Am 17. April wird James Last 79 Jahre alt.