Funkes «Reckless» Funkes «Reckless»: Thalia Theater zeigt die verfallende Grimmsche Märchenwelt
Halle (Saale)/MZ. - Mumifizierte Dornröschen, wildgewordene Schneider und ein Krieg zwischen Menschen und Goyl - der erste Band des "Reckless"-Werks von Erfolgsautorin Cornelia Funke zeigt die verfallende Grimmsche Märchenwelt. Mit dem Fantasy-Roman "Steinernes Fleisch" (2010) hat das Thalia Theater Halle im Grimm-Themenjahr 2013 einen guten Griff getan. Dienstagmorgen feierte die Produktion, bei der alle Mitglieder des Ensembles auf der Bühne stehen, im Opernhaus Premiere. Zum allerersten Mal in der Geschichte dieses Kinder- und Jugendtheaters.
Etwas zaghaft eroberten die Schauspieler den Raum. Einen Tick zu schnell und ein wenig holprig lief die Erzählmaschine an. Doch nachdem das Setting geklärt, der Konflikt dargestellt und die Brüder Jacob und Will Reckless in der Parallelwelt hinter dem Spiegel abgetaucht sind, finden die Inszenierung und vor allem die Darsteller ihren Rhythmus: Jacob sucht ein Wundermittel, das seinen kleinen, verletzten Bruder davor bewahrt, zu Stein zu erstarren. Denn Will ist das Opfer eines Feenfluchs geworden. Ihm wächst eine Haut aus Jade und er fängt an zu vergessen, wer er ist. Ehe sie sich versehen, werden die Geschwister und ihre Weggefährten zum Spielball dunkler Mächte.
Klingt kompliziert? Wird aber in der Inszenierung von Puppentheater-Intendant Christoph Werner gut erklärt und kurzweilig dargestellt. Stumm wiehernde Einhörner, ein roter Mond und ein unendlicher Sagenwald: Die auf eine große Leinwand projizierten, fantastischen Filmsequenzen von Conny Klar geben dem Universum einen zauberhaft-düsteren Anstrich. Fantastisch sind auch die Kostüme von Angela Baumgart. Die pelzbehangene Hippie-Fuchs-Frau, der rollende Zwerg Valiant mit den Theo-Waigel-Augenbrauen und der durchgeknallte Schneider, eine Mischung aus Designer Harald Glööckler und "Edward mit den Scherenhänden", stechen besonders hervor. Ein bisschen mehr Morbidität hätte "Steinernes Fleisch" angesichts des Stoffes gut getan. Dafür können Kinder ab acht Jahren bedenkenlos zuschauen, ohne schlaflose Nächte zu fürchten. Statt Horror gibt es verrückte Gestalten, verliebte Feen und ein verspieltes Ensemble.
"Reckless. Steinernes Fleisch": am 26. Februar, 10 Uhr, Oper Halle