«Fremde Wasser» - Wolfgang Schorlaus Politthriller der Extraklasse
Köln/dpa. - Der politische Krimi, so dachte man bislang, sei eine Spezialität angelsächsischer Autoren. Doch das war, bevor Wolfgang Schorlau seine Reihe um den trinkfreudigen schwäbischen Privatdetektiv Georg Dengler aus der Taufe gehoben hat.
In «Fremde Wasser» löst Dengler seinen dritten Fall, und sein Schöpfer gibt hier wieder einmal ein überaus glaubwürdiges Beispiel für die politischen Realitäten hinter dem Vorhang der parlamentarischen Demokratie. «In diesem Krimi ist verdammt wenig erfunden», betont der Stuttgarter Autor, der mit dem Deutschen Krimipreis 2006 ausgezeichnet wurde. Und tatsächlich merkt man der Geschichte an, dass die Hintergründe des globalen Kampfes um den Zugriff auf Wasserrechte intensiv recherchiert wurden.
Die Story: Vor laufenden Kameras bricht die Bundestagsabgeordnete Angelika Schöllkopf tot zusammen. Alles deutet auf einen Herzinfarkt, doch Schöllkopfs Großmutter will nicht so recht an eine natürliche Todesursache glauben und beauftragt Dengler mit Nachforschungen. Zunächst erscheinen dem Privatermittler ihre Einwände wie Hirngespinste einer überspannten alten Frau, doch als er es nicht schafft, das Manuskript der geplanten Rede der Toten ausfindig zu machen, wird auch er stutzig - und sieht sich sogleich von einem Killer verfolgt.
Aber dank der eigenen Intelligenz und mit Hilfe seiner Freunde, der Lebenskünstlerin Olga und des Horoskopschreibers Martin Klein vor allem, gelingt es ihm, ein perfides Komplott aufzudecken, das in den Chefetagen der Konzerne geschmiedet worden war. Den Gegenpart zum Helden gibt Stefan C. Crommschröder, Manager eines Energiekonzerns, dessen einstige Ideale dem Ehrgeiz, bald auf dem Vorstandsessel des Unternehmens Platz nehmen zu können, radikal geopfert wurden.
Mit knappen, wirklichkeitsgetreuen Dialogen und geschickt eingearbeiteten Exkursen über die Hintergründe des Geschäftes mit dem Wasser sorgt Schorlau für Spannung und Information gleichermaßen. Zudem gibt er seinem Krimi mit einer gehörigen Portion Lokalkolorit die nötige Würze, so dass einer der intelligentesten und authentischsten Politthriller entstanden ist, den die deutsche Autorenschaft derzeit zu bieten hat. Schließlich ist es Schorlaus Stärke, aus realen Gegebenheiten düstere Szenarien zu entwickeln, die, wie der Leser betroffen feststellen wird, gar nicht so weit hergeholt zu sein scheinen.
Wolfgang Schorlau
Fremde Wasser
Taschenbuch Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln
271 S., Euro 7,95
ISBN 978-3-462-03748-7