Free Jazz trifft Hip-Hop in Moers
Moers/Düsseldorf/dpa. - Das 37. Moers-Festival soll auch in diesem Jahr wieder zu internationalen Pfingstfestspielen für improvisierte Musik und ungewöhnliche Hörerfahrungen werden.
«Ich habe jede Idee eines Konzeptes unterdrückt», sagte der künstlerische Leiter Reiner Michalke. «Moers ist das undogmatischste Festival, das es gibt.» Free Jazz trifft auf Hip-Hop, gregorianische Klänge kontrastieren mit isländischer Big-Band-Musik, Klangkombination aus hebräischem Folk stehen neben vertonten Texten des in Moers geborenen und 2005 gestorbenen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch.
«Es ist ein Programm, das im Heute steht, und eine Momentaufnahme dessen, was Musiker auf der Welt auf die Bühne bringen», meinte Michalke, der das Festival zum dritten Mal seinen künstlerischen Stempel aufdrückt. «Ich kann jedes Risiko eingehen. Und das erwartet das Publikum auch.» 22 Bands mit mehr als 200 Musikern aus Europa und den USA, die von Freitag bis Pfingstmontag im Moerser Schlosspark zu hören sein werden, hat er ausgesucht. Wie im vergangenen Jahr werden wieder rund 20 000 Liebhaber zur musikalischen Entdeckungsreise im Festivalzelt im Moerser Schlosspark erwartet.
In Moers wird das Festival vom European Jazz Orchester mit 18 Musikern öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten aus Europa und Kanada eröffnet. Den Schlussakkord wird der Altmeister des Free Jazz und geniale Pianist Cecil Taylor setzen. Der heute 79-jährige amerikanische Pianist tritt zusammen mit dem britischen Drummer Tony Oxley auf. «Cecil Taylor ist einer der ganz Großen der freien Improvisation. Er hat mir die Augen und Ohren für diese Musikrichtung geöffnet», so Michalke.
Für eine Welt-Uraufführung sorgt in Moers das «Roots Project» des Israelis Avishai Cohen, der Alt-Hebräisch kunstvoll mit Jazzmusik verbindet. Auch der Auftritt des amerikanischen Komponisten und Saxofonisten John Zorn, der eines seiner seltenen Solokonzerte gibt, gehört in die Rubrik der Musik-Raritäten. Die deutsche «Musikfabrik» präsentiert gregorianische Klänge im neuen Gewand, modernen Hip-Hop stellen «Dälek» aus den USA vor und energiegeladenen Gospel präsentieren die Campbell Brothers aus Nashville/ Tennessee.
Die Kölner Saxofonistin Angelika Niescier ist als «Improvisator in Residence» bereits seit März in Moers. Ihr Thema im Konzert am Montag ist Hanns Dieter Hüsch, dessen frühe Texte sie für Chor und Band bearbeitet.