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Frankreich Frankreich: Vor 20 Jahren starb Marc Chagall

Von Sabine Glaubitz 22.03.2005, 06:46

Paris/dpa. - Wohl kaum ein Künstler hat mit seinen fantasiereichen Bildern, aufdenen er Menschen, Fische, Kühe und Wanduhren zum Schweben brachte,mehr Menschen berührt wie der russisch-französische Maler, der einerder Hauptvertreter der gegenständlichen-expressionistischen Malereiwar und zu den bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts zählt.

Seine lyrischen Bilder voll glühender Farbigkeit - blau, grün,gelb, rot und weiß - umkreisen immer das «Universum» des Mannes undder Frau. Engel und geflügeltes Getier bevölkern die aus der Tiefeseiner Erinnerung hervorgeholten Visionen. Zu seinen bekanntestenGemälden gehören die auf der Dorfstraße aufgebahrten «Toten» von 1908und die kopflos durch die Luft schwebende Melkerin aus dem Jahr 1911.

Einen besonderen Platz hat die Bibel im Werk Chagalls, desseninnere Welt früh vom Chassidismus mitgeprägt wurde, der jüdischenBewegung, die in Osteuropa mit ihrer Betonung des Gefühls in derReligion weite Verbreitung gefunden hatte. Obwohl Jude, malte Chagallauch mehrere Kreuzigungen.

Chagall wurde am 7. Juli in Liosno in Witebsk in einer sehreinfachen jüdischen Familie geboren. Schon als Kind hatte er davongeträumt, Maler zu werden. So ging er 1907 nach Petersburg und wurdeSchüler von Bakst und schon 1910 kam er mit einem kleinen Stipendiumnach Paris, wo er in der Künstlerkolonie «La Ruche» wohnte, in derauch Modigliani, Soutine und Leger arbeiteten.

Bei Kriegsausbruch kehrte er wieder nach Russland zurück, wo er1915 seine erste Ausstellung in Moskau beschickte. Die von ihm 1917in Witebsk gegründete Maler-Akademie verließ er zwei Jahre späternach einem Streit mit seinen Auftraggebern. Danach ging er zuKandinsky nach Berlin und schließlich, im Jahr 1923, wieder nachParis.

Chagall, der 1937 die französische Staatsbürgerschaft erworbenhatte, regte mit seinem gleichzeitig tief empfindsamen und vitalenGenie viele künstlerische Strömungen an. Seine Vielseitigkeit undSchöpfungskraft zeigten sich außer in seinen Gemälden auch inMosaiken, riesigen Glasfenstern, Gobelins, Radierungen und Entwürfenfür Theater- und Opernhäuser, wie zum Beispiel für die Pariser Oper,deren herrliche Chagall-Deckenmalerei 1964 eingeweiht wurde.

«Wer nicht mehr arbeitet, der stirbt», sagte er einmal im hohenAlter. Bis fast zu seinem Tod schuf er Neues. 1973 wurde in Nizza das«Musée National Message biblique Marc Chagall» eröffnet - das einzigeMuseum, das Frankreich zu Lebzeiten eines Künstlers gegründet hat.