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Frankreich Frankreich: Natürliche Kindfrau von früher ist einsam und verbittert

Von Sabine Glaubitz 22.09.2004, 06:13
Einst machte Brigitte Bardot wegen ihrer prallenReize und erotischen Weiblichkeit Schlagzeilen. Heute jedoch ist vonder französischen Schauspielerin nur noch die Rede, wenn sie wegenAnstiftung zum Rassenhass verurteilt wird. (Foto: dpa)
Einst machte Brigitte Bardot wegen ihrer prallenReize und erotischen Weiblichkeit Schlagzeilen. Heute jedoch ist vonder französischen Schauspielerin nur noch die Rede, wenn sie wegenAnstiftung zum Rassenhass verurteilt wird. (Foto: dpa) SIPA

Paris/dpa. - Dort lebt BB, die am Dienstag (28. September) 70 Jahre alt wird, in der Gesellschaft von Hunden und Katzen und sorgt mit ihren menschenfeindlichen Äußerungen und Publikationen gegen Homosexuelle, Frankreichs Linke, Obdachlose und illegale Einwanderer, die die Kirchen zu «Sauställen machen», regelmäßig für Aufsehen.

Aus der einst naiv-natürlichen Kindfrau, deren Gesichtszüge sogar die Büste des französischen Nationalsymbols Marianne zierten, ist eine vereinsamte und verbitterte Frau geworden. Sie ist ihrem Ruhm zum Opfer gefallen und hat als engagierte Tierschützerin aus dem Kampf gegen Tierquälerei ihren Lebensinhalt gemacht. «Gäbe esirgendetwas, was ich tun könnte, damit sich das Verhalten derMenschen miteinander ändern würde - ich würde es tun. Solange ichdies aber nicht kann, bleibe ich bei den Tieren.»

Bereits Anfang der 60er Jahre versuchte Bardot vor dem Rummel umsie herum zu fliehen und unternahm an ihrem 26. Geburtstag einenSelbstmordversuch. «Ich wollte nie Filmschauspielerin werden.Tänzerin war mein Traum», gestand das wohlbehütete Mädchen aus gutemHaus, das Kunst und Tanz studierte, später.

Zur «grausamen» Welt des Films, in der man «genommen und wiederweggeworfen wird», hat sie der Filmregisseur und spätere EhemannRoger Vadim gebracht, der das «Star-Potenzial» der Bardot erkannte. Er machte sie innerhalb weniger Jahre zu Frankreichs populärstem Filmstar, wobei er nicht zögerte, ihre Karriere mit einigen Skandalen und Nacktszenen zu fördern. Ihr Vater soll damals gesagt haben: «Was soll ich machen? Er macht ein Flittchen aus ihr, ob sie ihn heiratetoder nicht.»

Ihren internationalen Durchbruch schaffte Bardot 1956 mit dem Film«Und immer lockt das Weib», bei dem auch Curd Jürgens mitspielte.Doch auch wenn sie in «Babette zieht in den Krieg» komisches Talentbewies und in «Privatleben» und «Die Wahrheit» Anlagen zurCharakterschauspielerin zeigte, entkam sie ihrem Mythos BB nicht, derfür wohlproportionierte und weibliche Formen steht. Ein Mythos, densie mit zum Teil provozierenden Songs von Serge Gainsbourg wie«Bonnie and Clyde» und «Harley Davidson» noch verstärkte. Zu ihremGeburtstag erscheint die CD «Best of Bardot» mit einigen dieserWelterfolge.

Als bezaubernd natürlicher Vamp mit Pferdeschwanz und wippendemkurzen Rock lag Bardot im Trend gesellschaftlicher Entwicklungen undbeeinflusste diese. Sie wurde zum Leitbild einer Generation, die mitdem Moral-Muff der vergangenen Jahre Schluss machen wollte - auchwenn sich Bardot nie mit der Rolle der «Verführerin» identifizierenwollte.

Trotz aller Freiheiten, die sie sich herausnahm, blieb sie imGrunde ihrer erzkonservativen Erziehung treu. Nach ihrerEheschließung 1992 mit dem französischen Geschäftsmann Bernardd'Ormale, einem Freund von Jean-Marie Le Pen, dem Führer derrechtsradikalen Nationalen Front, geriet sie in deren politischesFahrwasser - auch wenn sie sich immer als «politisch an kein Etikettgebunden» bezeichnete.

Bardot hat der Schauspielerei den Rücken gekehrt, weil sie ihrerStar-Rolle überdrüssig war. In dem vor wenigen Monatenveröffentlichten Buch «Ein Ruf aus der Stille» schreibt sie: «Bestandder Erfolg im Leben darin, berühmt zu sein? Bestand er darin,vergöttert zu werden, anerkannt, umschwärmt? (...) Der Ruhm istvergänglich, der Absturz unwiderruflich.»