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Frankreich Frankreich: Der silbergraue Charmeur Omar Sharif wird 75 Jahre alt

Von Hanns-Jochen Kaffsack 09.04.2007, 12:13

Paris/dpa. - Das war vor etwasmehr als vier Jahrzehnten. Doch dieser Mann mit dem Schnauzbart undden kohlrabenschwarz glühenden Augen hat vom britischen Gentleman biszum indischen Maharadscha nahezu alle Rollen gespielt, die entwedereine bizarre, melancholische oder etwas verruchte Persönlichkeit aufdie Leinwand bringen sollten. Von Ausnahmen abgesehen ist es bereitsin den siebziger Jahren stiller um den großen Charmeur aus Ägyptengeworden. An diesem Dienstag wird der einstige Frauenschwarm 75.

Als zu Affären neigender Schauspieler von Weltrang mit Hang zueinem aufwendigen Leben und den Spieltischen war Sharif auf seinemZenit in den Schlagzeilen und gleichzeitig ein Publikumsliebling.1932 mit einem reichen Holzhändler als Vater noch als Maechel Shaloubin Alexandria auf die Welt gekommen, wuchs er in Kairo auf und zeigteschon als Kind Interesse für das Kino und die darstellende Kunst. DerJunge aus betuchtem Hause gründete eine Schauspielgruppe und feiertesein Filmdebüt 1953 in dem ägyptischen Film «The Blazing Sun». Dieprominente Hauptdarstellerin Faten Hamama sollte er, schon ganz inseiner Art des späteren Verführers, nur zwei Jahre später heiraten.

Der internationale Durchbruch kam nach mehr als 20 Filmen inÄgypten mit seiner Nebenrolle als Scheich in David Leans «Lawrencevon Arabien» (1962). Sie brachte Sharif eine Oscar-Nominierung alsbester Nebendarsteller und Vollbeschäftigung im Filmgeschäft. Im Jahr1966 mit der hochgelobten Pasternak-Verfilmung «Doktor Schiwago» gingdie Ehe in die Brüche. Der gemeinsame Sohn Tarek spielt in dem Filmden Vater im Kindesalter. «Die Nacht der Generäle» (1967) und «FunnyGirl» (1968) - mit der Jüdin Barbra Streisand an der Seite des zumIslam übergetretenen Sharif - sollten folgen. Doch in den siebzigerJahren begann der Stern des Schauspielers zu sinken, der auch nichtimmer ausgesprochen wählerisch war, wenn ihm Rollen angeboten wurden.

Seine Spielleidenschaft machten Sharif im Jahr 1973 zumWeltmeister im Bridge, sie soll ihn allerdings auch bis an den Randdes Ruins gebracht haben. Sharif hatte sein eigenes Bridge-Team insLeben gerufen, das überaus erfolgreich war. Allein bis 1982 verlor eraber mindestens zehn Millionen Dollar beim Roulette. Zu den Allürendes einstigen Hollywoodstars passt die zweijährige Bewährungsstrafe,die Sharif unlängst in Los Angeles nach einem handgreiflichen Streitmit einem Parkplatzwächter aufgebrummt bekam - sein Porsche standnicht bereit, als er in weiblicher Begleitung nachts wegbrausenwollte.

Doch dann war da noch «Herr Ibrahim und die Blumen des Koran» von2003. In dem Film des Franzosen François Dupeyron läuft der gealterteCharmeur noch einmal zur schauspielerischen Hochform auf. In Venedighatte er zur Vorstellung dieses Films einen «Goldenen Löwen» für seinGesamtwerk verliehen bekommen. Seit der Scheidung ein Vagabundierermit Wohnsitzen in den USA, England, Ägypten und Frankreich, fühlt ersich sonst nur in Kairo wohl, weil «unter Freunden», wie er gestand.