Franco Nero Franco Nero: Sein Gesangbuch war der Colt

Rom/dpa. - Ob Held oder Antiheld, gutmütiger Macho oder Bösewicht - der Italiener Franco Nero kann mit seinen stahlblauen Augen und demtrainierten Körper in fast jeder Rolle überzeugen. Obwohl derSchauspieler mit dem Stoppelbart auch in Actionstreifen wie «Der Tag der Cobra» (1980) oder «Die Hard 2» (1990) als Gegenspieler von Bruce Willis zu sehen war, haftet ihm ein anderes Image an: Das des eiskalten und einsamen Rächers «Django» in den gleichnamigen Italo-Western. Aber in seiner vielschichtigen Karriere drehte Franco Nero auch mit Filmemachern wie Claude Chabrol, Luis Buñuel und Rainer Werner Fassbinder, seine Film-Partnerinnen waren unter anderem Jeanne Moreau, Lauren Hutton, Miou-Miou und Catherine Deneuve. Am 23. November wird der in San Prospero bei Modena geborene Filmstar 65 Jahre alt.
Dabei hatte Nero zunächst eine Zeit lang als Buchhalter in Mailandgearbeitet, bevor er in den Cinecittà-Studios in Rom John Houstonkennen lernte. Es war die amerikanische Regisseur-Legende, die denjungen Italiener Anfang der 60er Jahre in seinen schauspielerischenAmbitionen ermutigte und ihm zu seinen ersten Rollen verhalf - soetwa die des «Abel» im Houston-Streifen «Die Bibel» (1965). Der Filmebnete dem jungen Norditaliener schon früh den Weg nach Hollywood.Bereits 1967 wurde er für seine Darstellung als Lanzelot in der US-Produktion «Camelot» als bester männlicher Newcomer für den GoldenGlobe nominiert. Jedoch war es sein Heimatland Italien, das demJungstar die Rolle seines Lebens bescherte: Man schrieb das Jahr 1966- Franco Nero wird «Django».
Die Reihe «Django», «Django der Rächer», «Django: Sein Gesangbuchwar der Colt» und «Djangos Rückkehr» gehören nicht nur zu denmarkantesten, sondern vor allem zu den brutalsten Streifen des Genres«Spaghetti-Western». Franco Nero erinnerte sich später: «InGroßbritannien waren die Filme zunächst verboten. Aber das Publikumliebte die Abenteuer unserer Protagonisten, die sich damals sogarbesser verkauften als die Superstars aus Hollywood.»
Und dies wohl besonders, weil es in den Django-Filmen nicht nurPrügeleien und Pistolen gab, sondern auch Ironie und Humor. «Unddann, weil der einfache Mann von der Straße sich mit unseren Heldenidentifizieren konnte», sagte Nero einmal.
Wer erinnert sich nicht an die Szene, wie Django durch den Matscheinen Sarg hinter sich herschleift? Wie er die Banditen auffordert,mit allen 40 Mann gegen ihn anzutreten und dann zum Maschinengewehrgreift? Oder das blutige Ende, als der schweigsame Pistolenheld aufdem Friedhof mit zertrümmerten Händen verzweifelt versucht, einePistole gegen die Bösewichter zu richten? «Solche Szenen machen einenechten Filmklassiker aus», sagen Franco-Nero-Fans. Hinzu kommt, dassdie Schauspieler in den Italo-Western meist auf ein Doubleverzichteten und ohne Stuntmen drehten. «Das war wirklich sehranstrengend, immer kiloweise Staub, dabei unerträgliche Hitze undwilde Prügeleien», erzählte Franco Nero einmal.
Jedoch wollte sich Franco Nero trotz des Erfolges nicht auf dasDjango-Image festlegen und suchte bald nach Aufgaben in anderenFilmgenres - auch wenn er damit nicht an seinen frühen Ruhm anknüpfenkonnte. Unter anderem spielte Nero in Damiano Damianis Mafia-Film«Mariano weiß von nichts» (1967), in der deutschen Genet-Verfilmung«Querelle» als Leutnant Seblon (1982) und als italienischerNationalheld Garibaldi in einem sechsteiligen Fernsehfilm (1987).Zuletzt war er 2003 in dem ARD-Krimi «Die achte Todsünde: DasToskana-Karussell» als Finanzbeamter Giuseppe Montaldo zu sehen. Auchprivat war Nero zeitweise mit einem Superstar liiert: Von 1967 bis1972 dauerte seine Partnerschaft mit der britischen SchauspielerinVanessa Redgrave («Für mich die beste Schauspielerin der Welt»), mitder er einen Sohn hat.
