Filmpreis Filmpreis: «Chicago» für 13 Oscars nominiert

Beverly Hills/dpa. - Bei der Vergabe der 75. Oscars ist in Hollywood «Crime Time» angesagt: Das Musical «Chicago» um zwei mörderische Show-Stars und ihren kriminellen Anwalt sowie das Historien-Drama «Gangs of New York» um Bandenkämpfe und korrupte Politiker im «Big Apple» des Jahres 1863 sind die großen Favoriten für die Jubiläums-Oscars, die am 23. März in Hollywood verliehen werden.
Hoffnungen auf einen der begehrtesten Filmpreise der Welt gibt es auch für zwei deutsche Beiträge: Der erfolgreiche Kinofilm «Nirgendwo in Afrika» von Caroline Linke und der animierte Kurzfilm «Das Rad», den Georg Gruber für die Filmakademie Baden-Württemberg produziert hat. «Nirgendwo in Afrika» wurde am Dienstag von der US-Filmakademie neben vier anderen Anwärtern aus mehr als 50 Einsendungen für die Kategorie bester ausländischer Film nominiert. «Das Rad» könnte sich in der Kategorie «Animated Short Film» durchsetzen.
Die Nominierungszeremonie wurde von Spekulationen über eine mögliche Beeinträchtigung der Oscar-Show am 23. März durch einen Krieg der USA gegen den Irak überschattet.
Rob Marshalls Verfilmung des erfolgreichen Broadway-Musicals «Chicago» von Bob Fosse geht mit 13 Nominierungen in das Oscar- Rennen. «Gangs of New York» von Regisseur Martin Scorsese erhielt zehn Anwartschaften. Dicht auf liegt mit neun Nominierungen die Romanverfilmung «The Hours» von Stephen Daldry. Neben diesen drei Streifen gehören auch das Fantasy-Epos «Der Herr der Ringe - Die zwei Türme» sowie das Holocaust-Drama «Der Pianist» zu den Anwärtern auf den Titel «Bester Film», dem renommiertesten aller Preise der Academy of Motion Picture Arts and Sciences.
Mit der jazzigen Broadway-Adaption «Chicago», die in Deutschland am 20. Februar in die Kinos kommt, könnte erstmals seit Jahrzehnten wieder ein Musical den Haupt-Oscar gewinnen. Im vergangenen Jahr war «Moulin Rouge» in dieser Kategorie übergangen worden. Zuletzt hatten die mehr als 5000 Mitglieder der Academy 1968 das Musical «Oliver» zum besten Film erklärt. Die 60er Jahre waren zudem mit Siegen für «West Side Story», «My Fair Lady» und «The Sound of Music» das Oscar- Jahrzehnt der Musicals.
«Chicago» kommt nach Ansicht von US-Filmkritikern auch entgegen, dass dem Kino-Publikum ebenso wie vielen Academy-Mitgliedern in einer Zeit der angeheizten Kriegsrhetorik eher nach leichteren Unterhaltungsstoffen zu Mute ist, als nach inhaltsschweren Dramen. Wie das Fachblatt «Daily Variety» kurz vor den Nominierungen berichtete, werden in Hollywoods Chefetagen bereits Pläne für den Fall diskutiert, dass Hiobsbotschaften von der Golfkriegsfront eine Verschiebung oder zumindest Unterbrechung der Oscar-Gala erforderlich machen.
Auf einen Jubiläums-Oscar als beste Schauspielerin kann für ihre Hauptrolle in «Chicago» Renée Zellweger hoffen. Richard Gere, der männlich Star des Musicals, wurde von der Academy übergangen. Kritiker hatten bemängelt, dass seine Gesangs- und Tanzdarbietungen nicht mithalten konnten. Nominierungen als beste Nebendarsteller erhielten für «Chicago» Queen Latifah, Catherine Zeta-Jones und John C. Reilly. Nominiert wurde auch Regisseur Rob Marshall.
Vom Oscar als beste Schauspielerin können seit Dienstag auch Salma Hayek für ihre Darstellung der mexikanischen Malerin Frida Kahlo in «Frida», Nicole Kidman als die Schriftstellerin Virginia Woolf in «The Hours» und Diane Lane als abtrünnige Gattin in «Untreu» hoffen. Julian Moore bekam gleich zwei Nominierungen mit Rollen von unglücklichen Frauen - als beste Hauptdarstellerin in «Dem Himmel so fern» und als beste Nebendarstellerin in «The Hours».
Als beste Schauspieler wurden Adrien Brody als Musiker auf der Flucht vor den Nazis («Der Pianist») und Nicolas Cage in der Doppelrolle von Drehbuch schreibenden Zwillingen in der düsteren Hollywood-Satire «Adaptation» nominiert. Michael Caine erhielt in dieser Kategorie eine Anwartschaft mit der Verfilmung des Graham- Greene-Romans «Der stille Amerikaner». Daniel Day-Lewis könnte mit der Darstellung eines brutalen Unterwelt-Bosses in «Gangs of New York seinen zweiten Oscar gewinnen.
Doch der ganz große Erfolg winkt Jack Nicholson. Als Witwer, der vor den Scherben seines bisherigen Lebens steht, glänzte er in der Tragikomödie «About Schmidt». Das könnte ihm seinen vierten Oscar einbringen. So viele Academy Awards hat bisher nur Katharine Hepburn gewonnen.
«Nirgendwo in Afrika» müsste sich für einen Oscar-Sieg gegen starke Konkurrenten durchsetzen. In der Kategorie bester ausländischer Film gehen auch der mexikanische Streifen «El Crimen del Padre Amaro» sowie die Filme «Hero» (China), «The Man without a Past» (Finnland) und aus den Niederlanden «Zus & Zo» ins Oscar- Rennen. Allerdings fehlt diesmal Pedro Almodóvars «Sprich mit ihr». Dieser Film hatte sich kürzlich bei den Golden Globes durchgesetzt, so dass Linke dabei leer ausging. Jetzt könnte es im zweiten Oscar- Anlauf - Linke war bereits 1998 mit ihrem Debütfilm «Jenseits der Stille» nominiert - vielleicht mit dem großen Triumph klappen.