Filmmuseum Berlin Filmmuseum Berlin: Ein Leben wie auf der Achterbahn

Berlin/dpa. - Der viel besungene «Koffer in Berlin» ist angekommen: Nach Marlene Dietrich und Heinz Rühmann hat das Filmmuseum Berlin am Potsdamer Platz jetzt auch den Nachlass von Hildegard Knef erworben, die im vergangenen Februar im Alter von 76 Jahren gestorben ist. Sie hieß «die Knef» (in Amerika «Neff»), aber viele nannten sie einfach «Hilde» oder «Hildchen», vor allem die Berliner. «Hilde und Berlin kann man nicht trennen», begründete ihr Mann Paul von Schell seine Entscheidung, den Nachlass dem Berliner Filmmuseum zu übergeben, abgesehen davon, dass er auch in der letzten gemeinsamen Wohnung in Kleinmachnow am Rande der Hauptstadt bleibt.
«Ich bin immer noch verwirrt», sagte er am Mittwoch bei der Präsentation einer kleinen Auswahl der 4500 Fotos sowie zahlreicher Film- und Theaterprogramme, Dokumente, Korrespondenzen mit Henry Miller, Willy Brandt, Marlene Dietrich und Erich Maria Remarque, Kleider, «Goldene Schallplatten», Bambi, Goldene Kamera, Bundesfilmpreise und Romanmanuskripte wie «Der geschenkte Gaul» und 90 Bänden mit Zeitungsausschnitten. «Noch vor einem Jahr lebte meine geliebte Hilde, jetzt ist sie im Museum, aber wenn es einen Platz für sie gibt, dann ist es hier, sie ist heimgekehrt», sagte er der dpa.
Paul von Schell sieht es als ein kleines Wunder an, dass der von ihm jetzt dem Filmmuseum Berlin übergebene Nachlass noch so umfangreich vorhanden ist. «Meine Frau ist sehr oft umgezogen, alleine mit mir fast 20 Mal in unseren 25 Jahren. Sie war auch nicht besonders ordentlich, nur in der Arbeit. Es war eine Erfüllung und fast eine Therapie für mich, den Nachlass zu ordnen und ich war manchmal auch überrascht, was ich gefunden habe. Es hat sich gelohnt.» Seine Frau habe «immer im Hier und Heute gelebt», aber in ihrem letzten Lebensjahr «war sie doch sehr glücklich, in ihrer Wohnung viele schöne Erinnerungen an ihre wunderbare Karriere mit den vielen Auf und Abs um sich zu haben».
Es war «ein Leben wie eine Achterbahn», wie es die Knef einmal selbst gesagt hatte, mit künstlerischen Triumphen auf der Leinwand, am Broadway und auf der Chansonbühne, aber auch persönlichen Niederlagen und Krankheiten. Der Nachlass spiegelt eine Künstlerkarriere über mehr als einem halben Jahrhundert.
Da waren die Bühnenauftritte im Berliner Schlosspark-Theater bald nach Kriegsende bei einem ihrer frühen Förderer Boleslaw Barlog, der erste deutsche (Defa-)Nachkriegsfilm «Die Mörder sind unter uns» von Wolfgang Staudte (1946), der Film «Die Sünderin» von 1950, der wegen einer winzigen Nacktszene den Vorwand zu einem «Sittenskandal» in der frühen Bundesrepublik lieferte, ihr Musical-Triumph mit «Ninotschka» am Broadway und ihre Filme an der Seite von Gregory Peck, Hans Albers und Oskar Werner. Und natürlich gibt es zahlreiche Erinnerungen an die legendäre Chansonkarriere («Für mich soll's rote Rosen regnen»).
Nun ist die «Berliner Ikone», wie sie Ausstellungsmacher Werner Sudendorf nennt, im Berliner Museum. «Sie gehört zu der Stadt wie der Berliner Funkturm.» Oder, wie es die Knef einmal selbst gesagt hatte: «Berlin ist Schicksal. Schließlich ist man immer dort, auch wenn man woanders ist.» Hier starb sie am 1. Februar 2002 und hier ist sie, in der Nähe der Grabstätte von Willy Brandt, der sie sehr verehrte, begraben worden. Ende 2004 gibt es eine große Sonderausstellung am Potsdamer Platz.