Filmfestival Mannheim-Heidelberg eröffnet
Heidelberg/dpa. - Bei der Eröffnung in Heidelberg kritisierte Festivaldirektor Michael Kötz vor rund 600 Zuschauern die kommerzielle Unterhaltungsindustrie und warf ihr «belanglose Ablenkungsmanöver» und eine ständige Berieselung vor.
Die Gäste seiner Veranstaltung forderte Kötz auf, die Erwartungen hochzuschrauben. Das Filmfestival sei «eine Wunschmaschine für die Neugier, durchsetzt mit Fragezeichen und Augen aufreißendem Erstaunen». Es verbinde Sinnlichkeit mit Sinn.
Unter dem Motto «Lebenswelten, Lebensträume» zeigt die Filmschau bis zum 15. November Spielfilme aus 21 Ländern. Im «Internationalen Wettbewerb» konkurrieren 17 Filme um den Großen Preis von Mannheim-Heidelberg. In der zweiten Hauptreihe, «Internationale Entdeckungen», sind acht Filme zu sehen. Laut Veranstalter stehen fünf europäische und sechs internationale Premieren auf dem Programm.
Schwerpunktthemen sind das Krisengebiet Nahost sowie das Leben am Rande der Gesellschaft. Der diesjährige «Master of Cinema Award» geht an den kanadischen Regisseur Atom Egoyan. Der 49-Jährige tritt damit in die Fußstapfen der Meisterregisseure Wim Wenders («Paris, Texas») und Edgar Reitz («Heimat»), die bereits mit der undotierten Auszeichnung geehrt wurden.
Zum zweiten Mal wird dieses Jahr der undotierte «Filmkunstpreis Mannheim-Heidelberg» (12. November) an Institutionen, Unternehmen oder einzelne Personen vergeben, die sich laut Festivalleitung «in besonderer Weise um die Filmkultur» verdient gemacht haben. Im vergangenen Jahr wurde unter anderem die ZDF-Redaktion «Das kleine Fernsehspiel» und die Fernsehredaktion von «Debüt im Dritten» des SWR ausgezeichnet.
2008 erhielt die argentinische Regisseurin Paula Hernández für ihren Spielfilm Lluviaden den undotierten Hauptpreis. Der Regisseur des diesjährigen Eröffnungsfilms, Geoffrey Enthoven, wurde 2006 mit dem Großen Preis von Mannheim-Heidelberg für seinen Film Vidange Perdue ausgezeichnet. Sein neuer Film läuft in der Rubrik «Festivalperlen».
Die Veranstalter erwarten während der zehn Festivaltage wie im Vorjahr rund 60 000 Zuschauer sowie 1000 Fachbesucher, darunter Regisseure, Schauspieler, Produzenten und Filmeinkäufer. Der Etat des Festivals beträgt laut Veranstalter 1,3 Millionen Euro. Hauptsponsoren sind das Land Baden-Württemberg, die beiden Städte Mannheim und Heidelberg sowie die Bundesregierung und das Europäische MEDIA-Programm.