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Film Film: Wie realistisch sind James-Bond-Filme?

Von Tobias Winzer 04.11.2008, 08:49
Timothy Dalton (r.) als James Bond hält eine Kamera, die gleichzeitig eine Signaturwaffe ist, im Gespräch mit Desmond Llewelyn als Geheimwaffenerfinder «Q» in einer Filmszene. (FOTO: DPA)
Timothy Dalton (r.) als James Bond hält eine Kamera, die gleichzeitig eine Signaturwaffe ist, im Gespräch mit Desmond Llewelyn als Geheimwaffenerfinder «Q» in einer Filmszene. (FOTO: DPA) Photoreporters

Frankfurt/Main/dpa. - Mit unglaublicher Geschicklichkeit lenkt er den Wagen perFernsteuerung durch ein Hamburger Parkhaus - im Rücken Unmengen vonBösewichten. Die werden mit Raketen, Reißnägeln und Reizgas außerGefecht gesetzt. 007 springt aus dem Auto, rollt elegant ab, steuertden BMW per Funk weiter. Er lässt ihn eine Mauer durchbrechen undpunktgenau in der Filiale einer Autovermietungsfirma landen.

Autofahren per Fernsteuerung: Das ist keineswegs völlig verrückt,stellen die Autoren Lois H. Gresh und Robert Weinberg in ihrem Buch«Die Wissenschaft bei Bond» fest. «Es ist nicht allzu schwierig, eineFernsteuerung für einen BMW zu bauen», schreiben die beidenAmerikaner, die sich auf 284 Seiten mit den technischen Spielereiender Bond-Filme beschäftigen. Sie gehen der Frage nach, ob die Bond-Erfindungen realistisch sind und ob Schurken ihre Pläne auchaußerhalb der Kinoleinwand in die Tat umsetzen könnten. Pünktlich zumbundesweiten Filmstart des 22. Bond-Films «Ein Quantum Trost» andiesem Donnerstag (6. November) ist das Buch nun in Deutschlanderscheinen.

Zum technischen Schnickschnack gehört zum Beispiel derDüsenrucksack, mit dem Sean Connery in «Feuerball» abhebt und vorseinen Feinden flieht. Dieses sogenannte Jetpack habe es wirklichgegeben, heißt es im Buch. Die US-Armee wollte damit die Mobilitätder Truppe erhöhen. Allerdings fasste das Gerät nur Treibstoff füreinen Flug von 20 Sekunden und war damit für das Militär unbrauchbar.Seit 2001 gebe es jedoch den 150 Kilogramm schweren «Solo Trek» miteiner Reichweite von bis zu 150 Kilometern. «Vielleicht taucht dieFlugmaschine ja im nächsten Bond-Film auf», vermuten Gresh undWeinberg.

Auch falsche Fingerabdrücke, wie sie Bond in «Diamantenfieber»einsetzt, scheinen mittlerweile tatsächlich möglich zu sein. DieAutoren verweisen auf ein deutsches Hacker-Duo namens Starbug undLisa, das angeblich einen Fingerabdruckscanner entwickelte, um damitFingerkuppenüberzieher aus Latex herzustellen. «Es sieht so aus, alswürde die Realität die Welt von James Bond allmählich einholen»,glauben Gresh und Weinberg.

Als unmöglich bezeichnen sie jedoch die Bissfestigkeit von«Beißer». Der Mann mit dem Titangebiss tritt gleich in zwei Bond-Filmen auf. Meist zerfleischt er die Kehle seiner Opfer mit seinenEdelstahlzähnen. In «Moonraker - streng geheim» beißt er das Kabeleiner Seilbahn über Rio de Janeiro durch. Im Buch heißt es dazu, dassein Mensch maximal einen Druck von 67 Bar mit seinen Zähnen erreichenkönne. Das Seil einer Seilbahn halte jedoch etwa 2000 Bar aus.

Auch das Miniatemgerät, das James Bond in «Feuerball» unter Wasserbenutzt, halten Gresh und Weinberg für unrealistisch. Die kleinsteverfügbare Sauerstoff-Flasche für den Notfall habe in etwa die Größeeiner Getränkedose. In der realen Welt hätte sich Sean Connery alsonicht aus dem Haifischbecken befreien können.

Die beiden Autoren, die sich wissenschaftlich auch schon mitComic-Superhelden wie X-Men und Spiderman sowie mit Indiana Jonesauseinandergesetzt haben, lieben nach eigenen Worten James-Bond-Filme. «Wir wollen nur, dass sie logische Handlungen und intelligenteWissenschaft enthalten», fügen sie zugleich kritisch hinzu. Einunterhaltsamer und ein erfolgreicher Bond-Film müsse glaubwürdigseien. Die sei schwierig, wenn der Held ein Auto mit Schleudersitzfahre und der Schurke ein genetisch veränderter Nazi-Bösewicht sei.«Solche Geschichten funktionieren nur, wenn der Rest des Werks festin der realen, alltäglichen Welt verwurzelt ist.»

(Lois H. Gresh/Robert Weinberg: Die Wissenschaft bei James BondVerlag WILEY-VCH, Weinheim284 Seiten, 16,95 EuroISBN 978-3-527-50403-9)