Film Film: Die Schauspielerin Ilse Werner ist gestorben
Lübeck/dpa. - «Sie ist nach einem kurzen Kampf ruhig eingeschlafen», sagteLanghals-Declair. «Ilse Werner soll in Potsdam bestattet werden, dort, wo sie inden Babelsberger Studios die schönste Zeit ihres Lebens verbrachthat.»
Ilse Werner war durch zahlreiche Film- und Fernsehrollen, vorallem aber durch ihre virtuosen Pfeifkünste bekannt geworden. ÜberJahrzehnte stand die Künstlerin für heitere, niveauvolleUnterhaltung. Berühmt wurde die Absolventin des namhaften WienerMax-Reinhardt-Seminars 1942 mit dem Ufa-Film «Wir machen Musik» alsPartnerin von Victor de Kowa.
In einer Reaktion auf die Todesnachricht erinnerte derSchauspieler und Sänger Johannes Heesters (101) an die schönegemeinsame Zeit bei der Ufa. «Sie war ja auch eine sehr hübscheKollegin. Und sie hat wunderbar gepfiffen», sagte Heesters der dpain Berlin. Außerdem seien sie sozusagen Landsleute gewesen, er alsHolländer und sie sei in Batavia, im damals holländischenIndonesien, geboren.
Ilse Still, wie die Tochter eines reichen niederländischenKaufmannes und einer Deutschen ursprünglich hieß, wurde am 11. Juli1921 im heutigen Jakarta geboren. 1931 kehrte sie mit ihren Elternnach Deutschland zurück, mit 15 wurde sie Studentin am Max-Reinhardt-Seminar und nahm den Mädchennamen ihrer Mutter an. Auf derBühne des Theaters in der Josefstadt in Wien wurde sie für den Filmentdeckt; in der Folge spielte sie in rund 30 Streifen mit.
Darunter waren so bekannte Filme wie «Wir machen Musik», «Dieschwedische Nachtigall», «Große Freiheit Nr. 7» und «Wunschkonzert»,aber auch ein Film, der zu ihrem großen Bedauern nie in die Kinoskam: «1990 habe ich mit Gisela May und Harald Juhnke den Film "DieHallo-Sisters" gedreht, die Geschichte zweier ehemals bekannterSängerinnen, die mit ihrem Comeback-Versuch scheitern», erzählte sieeinst. Weil sich kein Filmverleih fand, wurde ein Fernsehfilmdaraus. Für diesen Streifen bekam Ilse Werner den DeutschenFilmpreis in Gold.
Schon als Kind verblüffte sie durch ihre Pfeifkünste und wolltebereits in jungen Jahren Schauspielerin werden. Daneben machte IlseWerner auch als Sängerin Karriere. Nach einem zeitweiligenBerufsverbot nach 1945 wegen ihrer Rolle für die NS-Propagandakehrte sie 1950 mit dem Streifen «Die gestörte Hochzeitsnacht» aufdie Leinwand zurück.
In den siebziger Jahren gelang ihr mit dem Stück «Wir sind nocheinmal davon gekommen» von Thornton Wilder der Wechsel insCharakterfach. Daneben engagierte sich Ilse Werner auch als Show-und Talk-Masterin sowie in verschiedenen Fernsehrollen.
Ihre letzten Jahre verbrachte sie zurückgezogen in einem LübeckerSeniorenheim. Seit mehreren Monaten lag sie dort auf derPflegestation, nachdem sie zwei Mal an der Hüfte operiert worden undAnfang April erneut gestürzt war.
Wegen eines langen Komas, in das sie zeitweise gefallen sei undanhaltender Schmerzen habe die Kraft sie verlassen, sagte ihreFreundin Langhals-Declair. Sie habe ein «wundervoll erfülltes Lebengehabt», sei aber zuletzt sehr verarmt gewesen. Freunde und Kollegenhätten vor mehr als zwei Jahren einen Fonds für Ilse Werneraufgelegt, um ihr ein würdiges Leben zu ermöglichen.
