Film Film: Der Traum von Dallas fängt gleich hinter Brokdorf an
Halle/MZ. - Von Herzen lachen
Man wird allerdings von Herzen lachen können über die Öko-Kommunarden in Lars Jessens köstlichem Debüt - und das ist auch gut so. Aber die Geschichte um Peter (Peter Lohmeyer), den Patriarchen der Anti-Autoritären im Windschatten des norddeutschen Atomkraftwerkes Brokdorf, ist vor allem deshalb gelungen, weil sie das Komische und das Traurige so dicht beieinander zeigt, wie es im wirklichen Leben ist. Jessen denunziert nicht, er geht respektvoll mit seinen Figuren um: so kritisch wie nötig und so liebevoll wie möglich.
Gezeigt wird das "Alternative Wohnkollektiv" der friedfertigen Atomgegner in all seinem urkomischen Bierernst - was seinen besonderen Reiz in der distanzierten Sicht des 17-jährigen Niels (Franz Dinda) gewinnt, der seiner frisch geschiedenen Sozialarbeiter-Mutter (Gabriela Maria Schmeide) nur widerstrebend zu den "Müslifressern" aufs Land folgt. Kaum angekommen auf dem verlotterten Hof, begegnet den beiden die komplette Kommune - nackt. Jessen lässt die Bilder beiläufig und schleppend wie in Echtzeit ablaufen: Wenn tief in der Nacht, mit weinschwerer Zunge, ein politisch wertvolles, grundsätzliches Gespräch über Gandhi angebahnt wird, weiß man: Das bekommen die bis zum Morgen nicht auf die Reihe.
Scheitern der Träume
Jessen, Jahrgang 1969, der als Kind selber in einer solchen Kommune gelebt hat, kennt die Träume und das Scheitern der Träumer aus eigener Ansicht. Er hat kein Motiv, Illusionen zu nähren und Denkmäler zu bauen. Vor allem die Humorlosigkeit und die Bigotterie der Gutmenschen und Gestrandeten hat es ihm angetan: Lehnen den Kapitalismus ab und verpassen keine Folge der kultigen Seifenoper "Dallas". Wollen für andere Verantwortung übernehmen und kommen mit der Verantwortung für sich selber nicht zurecht - die Züge sind tragisch. Am Ende fliegt alles auseinander, die Katastrophe von Tschernobyl weckt nicht Mut, sondern Mutlosigkeit, die Kleinbürger sind ertappt. Und Bobby Ewing ist tot.
Der Film wird Mitte Juli in Halle und Leipzig starten.