Film Film: Der Bösewicht mit dem markanten Gesicht

Berlin/dpa. - Am Anfang seiner Schauspiel-Laufbahn sah es so aus, als würde ihmsein Gesicht eine Karriere als Film- und Fernsehdarsteller verbauen:Die Bavaria Studios wollten ihn nicht. So wie er aussehe, solle erdoch lieber weiter Theater spielen, riet man ihm. Aber dann wurde er1970 doch zu Probeaufnahmen für «Jaider - der einsame Jäger»eingeladen und bekam die Hauptrolle - der Durchbruch für denSchauspieler. Um seinen Geburtstag will er keinen großen Rummelmachen. Das sei ja schließlich keine besondere Leistung, lässt erausrichten.
Kantig und ungeschliffen wie das Gesicht war auch seine Kindheit.Gottfried John wurde in Berlin geboren. Seinen Vater lernt er niekennen. Die Mutter ist mit ihrer Rolle überfordert. John landet inverschiedenen Heimen und flieht schließlich mit seiner Mutter nachParis, um dem Zugriff des Jugendamtes zu entkommen. Dort verdient der17-Jährige seinen Lebensunterhalt als Straßenmaler. In Frankreichentsteht auch sein Wunsch, Schauspieler zu werden. Volljährig kehrtJohn nach Berlin zurück, fällt bei der Aufnahmeprüfung am Max-Reinhardt-Seminar durch und nimmt privaten Schauspielunterricht.Seine ersten Erfolge feiert er - beneidet von seiner Mutter, die alsSchauspielerin keinen Erfolg hatte - an den Bühnen von Hannover undKrefeld-Mönchengladbach.
Ein erster Höhepunkt seiner Karriere ist die Zusammenarbeit mitRainer Werner Fassbinder Anfang der 70er Jahre. Der junge Regisseurengagiert John für den Fernseh-Mehrteiler «Acht Stunden sind keinTag» (1972), der allerdings nach fünf Folgen von der ARD abgesetztwird. Es folgen unter anderem Rollen in den Fassbinder-Filmen «DieEhe der Maria Braun» (1978), «In einem Jahr mit dreizehn Monden»(1978) und «Berlin Alexanderplatz» (1980). In der Döblin-Verfilmungspielt John den Part des fiesen Reinhold.
Nach dem Tod Fassbinders im Jahr 1982 wird es etwas ruhiger um denCharakterdarsteller. Er konzentriert sich auf das Fernsehen undspielt in einigen Fernsehfilmen und Serien mit, darunter «Tatort»,«Ein Fall für Zwei» und «Derrick». Ab und zu nimmt er ein Filmangebotan. So richtig ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit rückt seinmarkantes Gesicht Mitte der 90er Jahre durch den James- Bond-Film«Goldeneye». Er ist der hinterhältige russische General Ourumov,Gegenspieler des smarten Bond-Darstellers Pierce Brosnan.
1998 dann eine weitere große internationale Produktion: John alsrömischer Imperator in «Asterix und Obelix gegen Cäsar». Aber auchder deutsche Film muss auf den hünenhaften Schauspieler nichtverzichten. Er spielt mit in Volker Schlöndorffs «Der Unhold» (1996)und Doris Dörries «Bin ich schön?» (1998). Jüngstes Projekt war derFernsehkrimi «Der Solist: In eigener Sache», der im April vom ZDFausgestrahlt wurde.
In dem autobiografischen Roman «Bekenntnisse eines Unerzogenen»(2000) schildert John seine bewegte Kindheit bis zu seinen Anfängenals Schauspieler. Inzwischen verläuft sein Leben in geordneterenBahnen als zu Pariser Vagabunden-Zeiten: Er lebt mit seiner Frau aufdem Land in Belgien. Trotzdem sagt er: «Ich habe eigentlich gar keinerichtige Heimat. Ich bin gerne unterwegs.» Kritik übt John an derjungen Schauspieler-Generation: «Der Nachwuchs ist zu glatt. In derZeit, in der ich angefangen habe, waren die Typen viel kantiger,eigenwilliger.» Das Gesicht von Gottfried John ist auch mit 60 sokantig und unangepasst wie immer.