Fernsehen Fernsehen: Stiller Abschied von einem kleinen Großen
Leipzig/dpa. - Knapp 40 enge Familienangehörige, Freunde und einigeDarsteller-Kollegen haben ihm am Mittwoch auf dem LeipzigerSüdfriedhof das letzte Geleit gegeben. Als Trauerredner würdigte derAutor Helmut Richter vor weißen Blumengebinden den nur 1,60 Metergroßen Schauspieler als «im Grunde ganz bescheidenen Menschen», dergleichwohl ein «Berufsfanatiker« war. Der Mime war am 1. Mai in einemLeipziger Krankenhaus gestorben. Er wurde 87 Jahre alt.
Richter sprach einfühlsam die schwere Demenzerkrankung Delmaresan, die sein Gehirn in seinen letzten Lebensjahren «zu einemunfassbar ausgebleichten Blatt» werden ließ. «Mein Freund verlischt,er geht sich selbst verloren», dichtete der Schriftsteller - um dannan all die Erfolge und Triumphe zu erinnern, die Delmare alsSchauspieler in mehr als 200 Rollen in Film und Fernsehen gefeierthat: Den «Pippig» in «Nackt unter Wölfen» oder den «Reifen-Saft» imKultfilm «Die Legende von Paul und Paula». Häufig Nebenrollen, dieDelmare mit großer Würde spielte.
Die Alzheimer-Krankheit war es auch, die Delmares Abschied aus demFilmbusiness erzwang - und dass obwohl ihm «schon die Andeutung desVorschlages, nun endlich mit der Arbeit aufzuhören, wie einMordanschlag vorkam», wie der Trauerredner sagte. Als «Opa Friedrich»starb er 2005 in der Erfolgsserie «In aller Freundschaft». AmMittwoch verabschiedeten sich Serien-Kollegen wie Dieter Bellmann(Prof. Gernot Simoni) oder Thomas Rühmann (Dr. Roland Heilmann) vonihm. Hendrikje Fitz (Pia Heilmann) küsste eine weiße Blume, bevor siediese der Urne in Form einer Weltkugel hinterherwarf.
So sehr Delmare im Beruf bewiesen hatte, dass auch einKleiner ein ganz Großer sein kann, so sehr durchlebte er im Privatenviele Tiefen. Vier Ehen gingen trotz Luxus und «goldenen Käfigs»auseinander, seine fünfte Frau Renate erkrankte an Brustkrebs. Nurdrei seiner fünf Kinder konnten ihn noch auf seinem letzten Wegbegleiten; Tochter Felicitas nahm sich 1980 das Leben, SohnTino starb 2001 im Alter von 41 Jahren an Leberkrebs. Hinzu kam dasVerbrechen, dass sein jüngster Sohn 1993 beging: Er erstach seineFreundin.
Doch «Axel», wie Kollegen und Angehörige den eigentlich als WernerVorndran geborenen Delmare nannten, sei immer wieder «dem Lebenzugewandt aus Tiefen gestiegen», sagte ein Bekannter am Grab. «Gehtuns sein Licht wirklich verloren», fragte Trauerredner Richterrhetorisch in die Runde - und wohl jeder in der Kapelle auf demSüdfriedhof gab sich selbst die passende Antwort.
