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Fernsehen Fernsehen: Peter Frey wird neuer ZDF-Chefredakteur

10.12.2009, 17:50
Peter Frey wird im April 2010 neuer ZDF-Chefredakteur. (FOTO: DPA)
Peter Frey wird im April 2010 neuer ZDF-Chefredakteur. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

HAMBURG/DPA. - Der Verwaltungsrat des Senders legte sich am Donnerstag einstimmigauf den Vorschlag des ZDF-Intendanten Markus Schächter fest, wie dasZDF mitteilte. Freys Amt im Hauptstadtbüro übernimmt die bisherigeLeiterin der Hauptredaktion Innenpolitik, Bettina Schausten (44).

«Mit Peter Frey wird ein herausragender, allseits anerkannterTopjournalist neuer Chefredakteur des ZDF», sagte Schächter nach derVerwaltungsratssitzung. «Er steht für Glaubwürdigkeit,Professionalität und die journalistische Unabhängigkeit unsererInformationssendungen.» Frey sagte, es sei jetzt die Hauptaufgabe desneuen Chefredakteurs, die Glaubwürdigkeit des Senders, die in deröffentlichen Wahrnehmung gelitten habe, wiederherzustellen. «Dafürarbeite ich gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen, denRedaktionen, der Geschäftsführung und auch den Gremien.»

«Das ist eine gute Entscheidung für die Zukunft des ZDF», sagteCSU-Politiker Edmund Stoiber, Mitglied des 14-köpfigenVerwaltungsrats. «Erneuerung und Verjüngung werden das ZDF in denumwälzenden Herausforderungen des neuen Medienzeitalters stärken. Dasgroße Einvernehmen im Verwaltungsrat und die Qualität des neuenChefredakteurs zeigen, dass die Kritik an Ministerpräsident RolandKoch ohne jedes Maß war. In einem gebührenfinanziertenMilliardenunternehmen wie dem ZDF geht es in den Spitzenpositionenvor allem auch um Managementqualitäten.»

Der Wahl Freys waren lange Diskussionen um die Einmischung vonPolitikern in die Personalentscheidungen des Senders und in dieRundfunkfreiheit vorausgegangen. Die Vertragsverlängerung von Freys Amtsvorgänger Brender (60) war am 27. November an der Unions-Mehrheit im 14-köpfigen Verwaltungsrat gescheitert.

Führende CDU-Politiker, allen voran Hessens MinisterpräsidentRoland Koch (er ist stellvertretender ZDF-Verwaltungsratsvorsitzender), hatten sich gegen Brenderausgesprochen. Koch begründete seine Haltung unter anderem mit densinkenden Quoten des Bereichs Information unter Brender, der seit demJahr 2000 Chefredakteur war und dessen Vertrag nach dem WillenSchächters um weitere fünf Jahre hätte verlängert werden sollen.

Hessens Ministerpräsident Koch verteidigte am Donnerstag nocheinmal seine Entscheidung gegen Brender. Die Opposition könne derMeinung sein, dass Brender für das Amt am besten geeignet sei, «ichpersönlich bin dieser Auffassung nicht», sagte Koch im WiesbadenerLandtag. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel warfKoch «dezidierten Amtsmissbrauch» vor. Grünen-Fraktionschef Tarek Al-Wazir sagte: «Sie wollen sich den Rundfunk untertan machen». Der FDP-Abgeordnete Wolfgang Greilich wertete die Angriffe auf Koch als«Musterbeispiel inszenierter Scheinheiligkeit».

Die SPD will künftig solche Szenarien vermeiden. Die SPD-Spitzeeinigte sich am Mittwoch auf ein zweistufiges Vorgehen. Danach solleine Reform von Verwaltungs- und Fernsehrat das ZDF unabhängiger vomStaat machen. Falls eine solche Änderung des Staatsvertrags amWiderstand der Union - wie erwartet - scheitert, soll eineNormenkontrollklage in Karlsruhe eingereicht werden.

Nach dem Vorschlag des rheinland-pfälzischen MinisterpräsidentenKurt Beck soll der Verwaltungsrat (dem Beck vorsteht) denvorgeschlagenen ZDF- Chefredakteur künftig nur noch mit einer Drei-Fünftel-Mehrheit ablehnen können. Mit einer solchen Regelung wäreBrender im Amt geblieben.