1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Fernsehen: Fernsehen: Komödie sucht die schönste Frau aus Bitterfeld

Fernsehen Fernsehen: Komödie sucht die schönste Frau aus Bitterfeld

Von Hans-Erdmann Gringer 09.12.2003, 19:16

Halle/MZ. - 1986 haben findigeOst-Berliner die erste öffentliche Misswahlin der DDR veranstaltet. Regisseur MatthiasTiefenbacher verlegte das Ereignis nach Bitterfeldund ins Jahr 1989. Das Ergebnis, die Komödie"Die Schönste aus Bitterfeld", ist am Mittwoch um20.15 Uhr in der ARD zu sehen.

Die Misswahl war umrahmt von einer Präsentationvon Modedesignern und einer Parade von Tänzerinnen,die in Dessous und Chiffonmänteln "Frisurenzur Nacht" darboten. Die Schau fand untergroßer Beteiligung von DDR-Unterhaltungsprominenzstatt. Damit die Wahl, die von der Stasi überwachtwurde, nicht allzu westlich wirkte, hattensich die Veranstalter den unverfänglichenTitel "Miss Frühling" ausgedacht.

Es ist Februar 1989, der Himmel ist grau und die Frauen des Chemiekombinates in Bitterfeld haben eine Idee: "Wir machen eine Misswahl". Was anfangs nur müde belächelt wurde, um etwas Glamour in den Alltag zu bringen ("das passt doch wirklich nicht hierher"), entpuppt sich als Aktion, die die Frauen in den Kittelschürzen richtig aufblühen lässt und zusammenschweißt. Mit großem Einfallsreichtum geht die Damenriege jedenfalls daran, die sozialistischen Bürokraten auszutricksen.

Wie das gelingt, zeigt Regisseur Matthias Tiefenbacher mit dem Sinn fürs Detail. Da gibt es Honecker im Hintergrund und alte Losungen ("Mein Arbeitsplatz - mein Kampfplatz für den Frieden"), Wohninterieurs mit dem Aha-Erlebnis und teure "Exquisit"-Klamotten. Und es gibt Schauspielerinnen mit unverbrauchten Gesichtern. Allen voran die 40-jährige Astrid Meyerfeldt als alleinerziehende Gisela, die mit dem verheirateten Bruno (Oliver Korittke) eine Dauer-Liaison pflegt. Sie und ihre Kolleginnen (Doreen Jacobi, Sophie Karbjinski) lassen jedenfalls nicht locker. Sie beugen sich keinem Stasi-Druck ("Sie werden doch keine Unruhe stiften!") und lassen die Provinz-Polizisten ins Leere laufen ("Wir können, müssen müssen wir nicht"). Sie becircen geschickt den Bürgermeister (Wolfgang Schubert), der laut nach denkt: "Kommt das nicht vom Klassenfeind?", aber dennoch den weiblichen Reizen erliegt. Und sie kriegen auch noch beim naiven Austausch-Pfarrer Stefan (Hannes Jaenicke) die Kurve, der Bitterfeld ergrünen lassen will. Der mag zwar keine Misswahlen, aber Freundin Marlene, deren Ausreiseantrag abgelehnt wurde.

Die erste Misswahl in der DDR war übrigens schon 1986 in Berlin-Pankow und in der Jury saßen Frank Schöbel und Wolfgang Lippert. Der Film sollte schon im Oktober ausgestrahlt werden, fiel dann aber König Fußball zum Opfer. Toll wäre jedenfalls auch eine Fortsetzung des Streifens: die gleichen Frauen zehn Jahre später, nach der Wende.

"Die Schönste aus Bitterfeld",

Mittwoch, 20.15 Uhr, ARD