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Fernsehen Fernsehen: Eva Herman bedauert Lob der Nazi-Familienpolitik

Von Nathalie Waehlisch 11.09.2007, 06:41
Norddeutsche Rundfunk (NDR) hat am Sonntag seine Zusammenarbeit mit der Moderatorin Eva Herman beendet. (Foto: dpa)
Norddeutsche Rundfunk (NDR) hat am Sonntag seine Zusammenarbeit mit der Moderatorin Eva Herman beendet. (Foto: dpa) dpa

Berlin/ddp. - Buchautorin Eva Herman könnte ihren ersten Fernsehauftritt nach den umstrittenen Äußerungen zur NS-Familienpolitik im N24-Talk von Moderator Michel Friedman haben. Der Nachrichtensender habe die 48-Jährige für «Studio Friedman» (donnerstags, 23.30 Uhr) angefragt, sagte N24-Sprecher Thorsten Pütsch am Dienstag in Berlin. Zunächst war aber offen, ob Herman kommt. Die vom NDR entlassene Moderatorin («Herman & Tietjen»), die als Gast aus der ZDF-Talkshow «Johannes B. Kerner» wieder ausgeladenworden war, bedauerte derweil ihre Aussagen. «Es tut mir leid, wenn meine Äußerungen Anlass zu Missverständnissen gegeben haben«, sagte sie. Während sich die Verantwortlichen der Kampagne »Laut gegen Nazis« von Herman distanzierten, stellte sich der Pendo Verlag erneut vor seine Autorin.

Die frühere «Tagesschau»-Sprecherin hatte bei der Vorstellungihres Buchs «Das Prinzip Arche Noah. Warum wir die Familie retten müssen» die «Wertschätzung» von Familie und Kindern unter den Nationalsozialisten als «gut», Adolf Hitler hingegen als «schlimm» bezeichnet. Der NDR hatte sich daraufhin am Wochenende mit sofortiger Wirkung von der Journalistin getrennt.

Herman betonte mit Blick auf ihre Äußerungen: »Wenn ich damit die Gefühle von Menschen - insbesondere Opfern der Nazi-Diktatur oder ihren Angehörigen - verletzt haben sollte, dann möchte ich mich dafür entschuldigen.« Jeder, der sie kenne, wisse, dass sie »das genaue Gegenteil eines Nazis« sei. Sie sei natürlich traurig, dass sie einige Leute in eine Ecke stellten, in die sie nicht gehöre, fügte sie hinzu. «Aber zum Glück gibt es viele Freunde und Kollegen, die mir beistehen und Mut zusprechen.»

»Tagesschau«-Kollege Jo Brauner äußerte sich dagegen bestürzt.»Ich kann es nicht fassen«, sagte er. »Dabei ist es so ein sensibles Thema, ich weiß nicht, wie Eva zu diesem Vergleich kommen konnte». Ex-«Tagesschau»-Sprecherin Dagmar Berghoff betonte, was Herman gesagt habe, sei «äußerst unglücklich», und sie verstehe nicht, «wie das bei ihrer Intelligenz passieren konnte».

Der Kampagnenleiter von »Laut gegen Nazis«, Jörn Menge, forderteHerman auf, die Verlinkung und Ankündigung zu »Laut gegen Nazis« auf ihrer Homepage zu entfernen und die Kampagne «nicht mehr in den Kontext mit Ihrer Person zu stellen«. In einer E-Mail an Herman betonte er: «Im Gegensatz zu Ihnen sind wir durchaus der Auffassung, dass nichts von den Nazi-Ideologien stehen bleiben darf.» Hermans Verhalten sei im Zusammenhang mit der Kampagne «verantwortungslos und kontraproduktiv, weil Sie neues rechtsextremes Gedankengut fördern und legitimieren».

Der Geschäftsführer des Pendo Verlags, Christian Strasser,bekundete dagegen Unterstützung für Herman. Sie habe natürlich eine «unglückliche Bemerkung» gemacht, sagte er. Sie habe bei der Buchpräsentation aber auch «explizit gesagt, dass Werte wie Liebe, Gemeinsinn und Verantwortung vom Naziregime missbraucht wurden», fügte er hinzu.

«Ein Verlag ist von seinen Autoren nicht zu trennen», betonteStrasser. Es sei die Pflicht eines Verlages, sich im Rahmen seiner Philosophie und seiner Grundsätze vor seine Autoren zu stellen. Auch eine geplante Lesereise soll stattfinden. «Die Termine, die ausgemacht sind, haben nach meiner Kenntnis weiterhin Bestand», sagte er. Die Lesereise soll dem «Tagesspiegel» zufolge am 13. November starten.