Eurovision Song Contest Eurovision Song Contest: Diese Musiker treten beim ESC-Vorentscheid an

Köln - Nach dem Hin- und Her um Xavier Naidoo treten nun zehn Künstler zum ESC-Vorentscheid an. Wir stellen jeden Einzelnen vor - und geben eine Prognose ab.
Ella Endlich: „Adrenalin“
Das Angebot der alten Tante ARD an alle Zuschauer, die bei Helene Fischer und Andrea Berg keinen Um- oder Abschaltimpuls verspüren. Unfreundlich formuliert: „Atemlos“ für Arme. Wichtig zu wissen: Ella Endlich ist kein Künstlername.
Prognose: Platz 10
Joco: „Full Moon“
Zwei Schwestern (JOsepha und Cosima), zwei Stimmen, plus Keyboards plus Schlagzeug. Erinnert ein wenig an die britische Sängerin Birdy. Manche sagen „atmosphärischer Pop“ dazu, andere sprechen von „Hintergrundrauschen“. Wichtig zu wissen: Joco kommen aus Ostfriesland.
Prognose: Platz 9
Luxuslärm: “Solange Liebe in mir wohnt”
Die nordrhein-westfälische Antwort auf Silbermond beherzigt beim ESC den Ratschlag der Bautzener Schlager-Pop-Vorbilder: Es reist sich leichter mit seichtem Gepäck. Gerne von Iserlohn nach New York, Rio, Tokio, aber bitte nicht bis Stockholm. Wichtig zu wissen wäre, wer Janine Meyers Frisur nur so ruiniert hat.
Prognose: Platz 8
Laura Pinski: „Under the World We Are One“
Laura ist 19, kommt aus Düsseldorf und studiert Jura. Gut so. Eine solide Ausbildung ist wichtig, denn als Interpretin des von Ralph Siegel „mit letzter Tinte“ komponierten Liedchens mit Völkerverständigungsbotschaft wird sie es nicht weit bringen. Prognose: Platz 7 - Wichtig zu wissen: Nach einem Jahrzehnt als ESC-Entwicklungshelfer in San Marino und Montenegro beehrt Siegel wieder mal den deutschen Vorentscheid.
Woods of Birnam: “Lift me Up (from the Underground)”
Benannt nach dem Ort, an dem Macbeth, wie von den Hexen prophezeit, den Tod findet. Jedenfalls bei Shakespeare. Sänger Christian Friedel hat Theatererfahrung (Staatsschauspiel Dresden), seine Musiker spielten früher als Polarkreis 18 zusammen, und sind schon mal beim Bundesvision Song Contest aufgetreten. Charmante Außenseiter.
Prognose: Platz 6
Die Favoriten
Keoma: „Protected“
Kat Frankie, in Berlin gestrandete Sängerin aus der ESC-Hochburg Australien, und der Kölner Gitarrist Chris Klopfer spielen melancholischen Folk-Pop, der an die Common Linnets erinnert, die niederländischen ESC-Zweiten von 2014. Wichtig zu wissen: Keine Pyrotechnik, keine Bewegung. Schwierig im Fernsehen, denn das Auge hört mit.
Prognose: Platz 5
Avantasia: Mystery Of A Blood Red Rose”
Die Band aus der Hardrock-Hochburg Fulda ist „heiß wie Frittenfett“ (Rainer Calmund) in Sachen ESC und hat in Köln massiv in eigener Sache plakatiert. Man muss sich die Gruppe um Sänger Tobias Sammet wie Meat Loaf ohne Speckröllchen (oder Europe ohne Haarspray) vorstellen. Wichtig zu wissen: Wegen der ESC-Regularien musste Sammet den Song von vier auf drei Minuten runterkürzen. Und sagt: „Besser wird’s dadurch nicht.“
Prognose: Platz 4
Jamie-Lee Kriewitz: „Ghost“
Der Song ist eine Zweitverwertung, die Schülerin aus Hannover gewann damit 2015 „The Voice of Germany“. Jamie-Lee steht auf Pop aus Japan und Korea, was sich in ihren quietschbunten Outfits – halb Manga, halb „Hello Kitty“ – niederschlägt. Ihre Fans sind es gewohnt, mit Televoting Teile ihres Taschengelds zu verplempern. Wichtig zu wissen: Mit Voice of Germany-Gewinnern haben sie beim ESC schlechte Erfahrungen gemacht.
Prognose: Platz 3
Gregorian: „Master of Chant“
Die falschen Mönche mit den bodenlangen Kutten (schwarzer Samt mit eingewobenen Glitzersteinchen) und dem zeitgenössisch aufgeblasenen gregorianischem Gesang haben sich mit dem jungen rumänischen Countertenor Narcis Iustin Ianau verstärkt, der für die Eunuchen-Parts zuständig ist. Wichtig zu wissen: 10 Millionen verkaufte Tonträger weltweit, 16 Jahre Bühnenerfahrung.
Prognose: Platz 2
Alex Diehl: „Nur ein Lied“
Zur Pressekonferenz am Mittwoch kam der Sänger aus Südbayern ohne die „First Lady“ – ein seltener Anblick, denn eigentlich sieht man Diehl fast nie ohne seine Lieblingsgitarre. Diehl ist physiognomisch ein Andreas-Kümmert-Typ, wirkt aber im Gegensatz zu diesem nervlich stabil. Wichtig zu wissen: „Nur ein Lied“ entstand als „emotionaler Schnellschuss“ in 15-20 Minuten am Wochenende nach den Terroranschlägen von Paris. Das Stück mit den expliziten John-Lennon-Anspielungen wurde rasch zu einem großen viralen Hit. Jetzt müssen seine vielen Facebook-Fans nur noch für ihn abstimmen.
Prognose: Platz 1