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Eske Nannen wird 60 Eske Nannen wird 60: Von der Zahlmeisterin zur Museumschefin

03.01.2002, 14:54
Eske Nannen
Eske Nannen dpa

Emden/dpa. - «Tütje», Hochdeutsch «Hühnchen», nannte der «große Onkel Henri»die kleine Eske Nagel, mit deren Vater er seit gemeinsamen EmderSandkasten-Zeiten eng befreundet war. «Na, Tütje, willst du es dirnicht noch mal überlegen?», fragte der 76-jährige Nannen im Oktober1990, wenige Monate nach dem Tod seiner zweiten Frau Martha, seinefast 30 Jahre jüngere Braut. Eine rhetorische Frage. «Ich habe diesenMann bewundert und geliebt», sagt Eske Nannen.

Ungewöhnlich und bewegt war das Leben der Eske Nannen lange bevordie Kunsthalle ihre Lebensaufgabe wurde. «Ich wollte die Welt kennenlernen, fremden Menschen begegnen und zur See fahren.» AlsZahlmeisterin heuerte sie auf der schwimmenden Universität «SevenSeas» an, die zwischen Amerika, Europa, Afrika und Asien kreuzte. ZuLande war sie unterwegs als Reiseleiterin, mal im Greyhound-Bus querdurch die Vereinigten Staaten, mal zwischen dem norwegischenSpitzbergen und dem Schwarzen Meer. «Australien fehlt mir noch, aberda komme ich auch noch hin.»

Wenn die hoch gewachsene Ostfriesin nicht gerade von Fernwehgeplagt war, arbeitete sie als Vorstandssekretärin und nach derGeburt ihres Sohnes aus erster Ehe in Berlin beim SFB und bei einerFachzeitschrift. Nach der Trennung von ihrem ersten Mann kehrte sie1982 mit ihrem Sohn Bernd nach Emden zurück, «weil Bernd es sowollte». Sie selbst hätte Hamburg bevorzugt. Glück für Henri Nannen,der in seiner letzten Lebensphase «lieber König in Emden alsKleinfürst in Hamburg» sein wollte.

Der «Meister des Wortes» - Eske über Henri Nannen - hatte keinenBezug zu Zahlen. Von Eske Nannen, ihrem Organisationstalent und ihrenIdeen leben das Museum, Malschule und Museumsshop seit der Planung.«Wird sie es schaffen?» Die Frage der nach Nannens Tod um die Zukunftder Kunsthalle besorgten Skeptiker hat Eske Nannen längstbeantwortet. Im Oktober 2000 konnten in der um das Doppelteerweiterten Kunsthalle die Sammlung Henri Nannen und die hochkarätigeSchenkung des Münchner Galeristen Otto van de Loo vereint werden.

Wie sie das geschafft hat? «Überzeugen und betteln», sagt fröhlichdie Frau, die «jeden Tag bewusst und dankbar erlebt», ständigzwischen Emden, München, Hannover und Berlin zum Wohl der Kunsthalleunterwegs ist und die immer noch Zeit findet, für ihre Gäste einenKuchen zu backen oder eine Scholle zu braten. Nicht nur, wenn es sichwie kürzlich um den Bundespräsidenten handelt.