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Erste Theo-Lingen-Biografie in Berlin vorgestellt

23.10.2008, 12:55

Berlin/dpa. - Die Autoren Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen betonten, sie wollten «den ganzen Lingen» zeigen und nicht nur den Filmschauspieler, als der er den meisten Menschen heute noch in Erinnerung sei, sondern auch Lingens lange Theaterkarriere erzählen, wo er zunächst als «nervöser Grotesk-Komiker» auffiel, wie Kritiker notierten.

Bei den Filmen reicht die Spanne von den frühen Streifen wie «Zwei Krawatten» (1930), «M - Eine Stadt sucht einen Mörder» von 1931 und «Das Testament des Dr. Mabuse» (1933), der von den Nationalsozialisten nicht mehr freigegeben wurde, über die großen UFA-Unterhaltungsfilme bis zu Nachkriegsstreifen wie «Jetzt schlägt's 13» und «Der Theodor im Fußballtor». Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre kamen die sogenannten «Pauker- und Lümmelfilme» mit Ilja Richter heraus, der bei der Buchvorstellung anwesend war.

In dem Buch wird auch die NS-Zeit in Lingens Karriere nicht ausgespart, obwohl das Thema für die Autoren «ein schwieriges Unterfangen» war, wie Aurich sagte. «Er hat darüber weitgehend geschwiegen und es gibt auch wenige Dokumente.» Seine Tochter Ursula Lingen spreche in diesem Zusammenhang von einer «inneren Emigration». Theo Lingen habe in dieser Zeit zwar seine Karriere weitergeführt und sei gut beschäftigt gewesen, er habe sich aber auch «in Gefahr begeben und in Einzelfällen persönlichen Mut bewiesen», betonte Aurich.

«Wohl profitierte er 1933 nolens volens vom erzwungenen Exodus seiner jüdischen Kollegen», heißt es dazu im Vorwort des Buches. «Doch er trennte sich nicht von seiner jüdischen Ehefrau und nutzte seinerseits mehrfach die Möglichkeiten zur Hilfe für Verfolgte.»

(«Theo Lingen - Das Spiel mit der Maske» von Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen, Aufbau-Verlag, Berlin, 550 Seiten, 24,95 Euro)