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Erika Pluhar Erika Pluhar: Bittersüße Zärtlichkeiten

Von Thomas Altmann 22.02.2002, 18:28
Erika Pluhar
Erika Pluhar dpa

Halle/MZ. - Trotz dieser musikalischen Reise ist vielesganz nah am Chanson - lasiert mit Melancholieund gut wienerisch distanziert durch Ironie."Trotzdem" sei ein Begriff, so erzählt ErikaPluhar, bevor sie im neuen theater zu singenbeginnt, der ihr "immer lebensnotwendiger"geworden sei. Die "Frist unserer Täglichkeitscheint ein trauriger Scherz - Trotzdem" gibtes den Flügelschlag gegen die Zeit, wird aufVerlorenes geblickt, um das bisschen Lebenhochzuhalten.

Bei ihrem Gastspiel in der "Kommode" wirdsie von Klaus Trabitsch begleitet, der vieleder neuen Lieder vertont hat. Sein feinsinnignuanciertes Gitarrenspiel kann den Facettenreichtumdes sonst farbigeren Instrumentariums natürlichnicht immer ersetzen. Mögen Chansons auchvon melancholischen Lasuren leben, manchmalist das Leben viel trauriger.

Während der Einspielung der CD mit dem Titel"I gib net auf" starb ihre Tochter - "jederAugenblick is dei Blick in mir". Im Titelliedder 1999 erschienen CD heißt es: "Ich binzerbrochen, wirklich alt und fühl' mich wieein Stein".

Trotzdem vergräbt sie sich nicht, ist ihrKonzert zuweilen voller Witz und Ironie. Ihrunerhört tiefer Alt kann sanft oder bissigsein. Ihre Stimme lebt längst nicht nur vomText. Und alt wirkt die Burgschauspielerina.D. wirklich nicht. Trotz ihres Geburtsdatumsund des Wiener Dialekts käme, wer sie aufder Bühne erlebt, kaum auf den Gedanken, "gnä'Frau" zu ihr zu sagen. Dazu ist sie viel zujugendlich.

Die breite Mundart mag sie, weil man im WienerDialekt so herrlich "unprätentiös" sein könne,weil er gut singbar und vor allem absurd sei."Geh- komm" ist so ein Beispiel Wut weckenderGelassenheit. Wer in Wien effizient sein wolle,erhalte immer die "nämliche Antwort": "Schauma halt amal".

Trotzdem singt sie eine Hymne auf Wien. BittersüßeHassliebe gehört eben zur Pflicht Wiener Chansonniersund schimmert auch hier mal als typisiertesBonmot, mal liebevoll bissig. Wie nebenbeigibt es dann auch einen nötigen Sprachkurs,weil der Dialekt, der spielerisch Einfachesund Ernsthaftes verbindet, in Halle eben nichtverstanden wird, selbst wenn einzelne Wörterschon übersetzt sind: "Lass mich endlich angelehnt",heißt so viel wie "Lass mich endlich in Ruhe."Alles macht die Pluhar im Sitzen: Lieben,streiten, lachen, weinen und auch das Publikumfesseln. Der Reigen der Zugaben versammeltetwa das ergreifend stille Lied "Was schönis" oder einen Heldenepos mit fliehendem Sieg.Wir sind eben alle Helden, weil wir wissen,dass alles mal aus ist "und trotzdem gernleb'n".